Am Freitag auf unserer kleinen
Shoppingtour in Nürnberg stießen Tina und ich auf echte Talente verkäuferseits. Allerdings weniger Verkaufs-, als denn mehr Verkaufs
verhinderungstalente.
Nach mehreren Versuchsreihen hab ich mittlerweile meinen perfekten Schuhladen gefunden (Salamander). Dort ist man freundlich, zuvorkommend und die Damen (gibt's eigentlich auch männliche Schuhverkäufer?) machen einfach ihren Job. Was bedeutet, daß sie einem auch das 36ste Paar Schuhe noch mit einem Lächeln herantragen, auch durchaus eine eigene Meinung äußern und nicht immer nur sagen, daß natürlich alles hervorragend aussieht, obwohl die
Käsemauke aus der Latsche quillt. Außerdem findet man dort
immer ein Paar passende Schuhe und Kundenorientierung scheint tatsächlich nicht nur ein Wort zu sein. So wollte ich beispielsweise ein Paar Schuhe zurücklegen lassen, damit ich
a) es nicht die ganze Zeit mit mir rumtragen muß (Schuhkartons sind etwas sperrig) und
b) mich im Zweifel woanders doch noch für ein anderes Paar entscheiden kann. Man weiß ja nie...
Naja, wie gesagt, das war dort alles kein Problem. Alles sehr nett, sehr freundlich, man verließ lächelnd den Laden und kommt gerne wieder. Kundenbindung ist ja heutzutage auch nicht ganz unwichtig.
Nach diesem durchaus positiven Einkaufserlebnis betraten wir das benachbarte Schuhgeschäft, um uns auch dort nach passendem und schönem Schuhwerk umzusehen. Nicht nur das, zusätzlich waren wir willens, für Schuhe durchaus auch liquide Mittel (respektive plastinen Ersatz) zu tauschen (jaja, die guten alten Tauschgeschäfte...). Das war allerdings weniger einfach, als es sich anhört, denn dort stießen wir auf besagte Talente.
Zunächst wurden wir begrüßt mit einem spitzen "Sie schauen sich nur um?!". Ja, natürlich schauen wir uns nur um, wer betritt denn schließlich ein Schuhgeschäft, um Schuhe zu kaufen? Vor allem Frauen. Seltsame Idee, also ehrlich... Also: schon schlecht. Ich fühle mich durch den Spruch immer schon latent rausgeworfen, denn ich möchte beim Betreten des Ladens doch eher als potentieller Kunde wahrgenommen werden, denn als Tourist, der nur rumguckt. Klar geht
man frau auch mal in einen Laden, weil
man frau nur schauen möchte, aber tendenziell ist es doch Sinn und Zweck eines Ladengeschäftes, etwas zu verkaufen (oder hat mich da mein BWL-Studium i.V.m. Lebenserfahrung und gesundem Menschenverstand etwas falsches gelehrt?), also sollte man vielleicht als Verkäufer auch den "Rumgucker" als Kunden ansehen und nicht mit einem spitzen Spruch abschrecken. Je nun, wir ließen nicht so schnell abwimmeln, sondern taten uns um.
Tatsächlich fündig geworden, möchte frau dann auch gerne den dazugehörigen zweiten Schuh oder ein anderes Paar evtl. in einer anderen Größe probieren. Jaja, eine gewisse Hartnäckigkeit, mein Geld für Schuhe loszuwerden, lasse ich mir ja auch gar nicht absprechen. Deshalb mußte ich dann auch eine Dame vom
VerkaufsAufsichtspersonal stellen, auf daß sie mir aus dem Lager den gewünschten zweiten Schuh heranholen möge. Es ist aber auch fies - da wird der arme Schuh aus seinem gewohnten Lagerumfeld gerissen, wird gezwungen, Familie und Freunde zurückzulassen und riskiert somit sogar, sie nie wieder zu sehen, sondern auf Nimmerwiedersehen in einen fremden Haushalt verschleppt und dort mit Füßen getreten zu werden. Schlimme Sache, das. Fast wie Zwangsheirat.
Nichtsdestotrotz fand ich ein Paar Schuhe, probierte, es paßte, war auch preislich im Rahmen, alles prima, sogar trotz der überschwenglichen "Freundlichkeit" der
Verkäuferinnen Aufseherinnen, die die frei herumstehenden Schuhe bewachten. Als ich dann allerdings fragte (immerhin war es erst das zweite Geschäft, das Tina und ich betraten, es war noch früh am Tag und man weiß ja nie, was selbiger noch zu bieten hat, allein schuhtechnisch), ob man mir das Paar zurücklegen könne, wurde ich angesehen, als hätte ich gerade ein Kind verspeist (roh) und dann die Renten gekürzt.
lächelnd: Aber natürlich doch, gar kein Problem, bis wann denn? Heute abend? Natürlich, gerne. Auf welchen Namen denn? Mit 'h'? Ja, gerne, die Schuhe liegen dann an der Kasse für sie bereit. Vielen Dank und einen schönen Tag noch!
mürrisch bis böse guckend: Aaaaalso, aber allerhöchstens eine Stunde!
Sprachs und zischte mit dem Karton in der Hand ab, um mit ihrer Kollegin das uuuuuuunmögliche Verhalten dieser störenden
Schuhschänder Kunden zu erörtern.
Tja, liebe Leute, damit hatte ich mich dann doch wieder gegen den Erwerb dieser Schuhe in diesem Geschäft entschieden. (Geschäft? Nein, das ganze ist nur als Geschäft getarnt, denn verkaufen wollten die definitiv nix!)
Tina traf es sogar noch ärger. Nachdem sie eine Aufsichtsdame auf der Flucht stellen konnte und einen armen, kleinen (harhar) Schuh aus seinen (s.o.) reißen ließ, wollte sie dann auch noch Beratung. Ja, wo kommen wir denn da hin?? So geht's ja nun nicht! Das dachte sich wohl auch die bedienende Angestellte und verabschiedete sich flugs in die Mittagspause. Ich hatte immer gedacht, sowas gibt's gar nicht mehr, aber ich irrte offensichtlich wieder mal in idealistischem Gutglauben. Tina wurde dann also an die Kollegin verwiesen, die allerdings auch nicht dem nachkam, was man von einer Schuhverkäuferin erwartet: nämlich Tina ein Paar Schuhe zu verkaufen (nicht andrehen, verkaufen!). Nun ist für Tina ein Schuhkauf erst dann erfolgreich, wenn sie ein bißchen handeln konnte, folglich versuchte sie es auch diesmal. Leider mit dem Ergebnis, daß die Kollegin der in die Mittagspause entschwundenen Dame indigniert die Schuhe zurück in den Karton verfrachtete und mit diesem dann von dannen schoß, um ihn wieder bei seinen Artgenossen im Lager zu integrieren. Familienzusammenführung.
Wie durch ein Wunder hat dieser Laden dann an uns auch nichts verdient. Man gab sich ja auch alle Mühe, um dieses zu verhindern. Ganze Arbeit, kann ich da nur sagen. Nun denn, die Konkurrenz hat's gefreut, als ich das dort zurückgelegte Paar Schuhe zu einem deutlich höheren Preis erwarb. Fazit: nicht empfehlenswert.
Nachtrag: Übrigens scheint der Servicegedanke dieses Geschäfts über die Grenzen Nürnbergs hinaus bekannt zu sein, denn als ich mich des abends bei M. über dieses Erlebnis empörte, grinste er nur recht trocken: "Die hießen nicht zufällig Pöhlmann?" Woher weiß der das???