Das 15. Türchen: Trittbrettfahrer
Am Samstag waren wir in Bremen auf dem Weihnachtsmarkt. Wir sind zu Tante D. gefahren, haben dort das Auto abgestellt und sind dann mit der Straßenbahn in die Stadt gefahren. War auch alles kein Problem, am frühen Nachmittag passten wir da alle locker rein trotz Kinderwagen.
Als wir dann aus der Stadt zurückfahren wollten (so gg. 18 Uhr), hat Rakete, der bislang wirklich gut mitgemacht hatte, dann den Aufstand geprobt und wollte nicht nicht mehr im Kinderwagen sitzen. Nachvollziehbar, also durfte er auf den Arm. Minimeins war auch nicht mehr so gut zu Fuß und ist durch die Menschenmassen, die wir durchpflügen mußten, um den Weihnachtsmarkt zu verlassen, auch nicht mehr selbst gelaufen, sondern stand auf dem Mitfahrbrett am Kinderwagen. Das war auch ganz gut, so ist er nicht unter irgendwelche Füße oder abhanden geraten, sondern war gut aufgehoben.
An der Straßenbahnhaltestelle war die Bahn, die wir brauchten, gerade weg, also mußten wir eine Weile warten. Kurz bevor die nächste kam, mußte Minimeins mal Pipi (wie es immer so ist, aber besser, als wenns in die Hose geht). Wir sind also losgesprintet (Rakete samt dem werten Gatten und Tante D. warteten weiter an der Haltestelle) und in eine bekannte Pizza-Kette rein, die lag am nächsten. Das ging auch alles recht zügig, aber als wir wieder rauskamen, fuhr die Bahn, auf die wir gerade so lange gewartet hatten, gerade wieder an. Meh. Also nochmal warten. Kinderlaune: unterirdisch (bei allen beiden).
Die nächste Bahn, die kam, war schon ein bißchen voll, ich mußte ein wenig gucken, wo ich mit meinem Kinderwagen überhaupt einsteigen durfte (und konnte, weil schon ein paar davon drin waren), ganz hinten an der letzten Tür war ein Kinderwagenpiktogramm und auch kein anderer Kinderwagen zu sehen, also bin ich dort eingestiegen. Der Rest unserer kleinen Reisegruppe ist eine Tür weiter vorn eingestiegen.
Hinten im Wagen war es sehr eng und eigentlich hätte dort auch kein Kinderwagen hingepasst, aber was sollte ich tun? Schließlich sollten dort auch Kinderwagen stehen dürfen (ich habe mir das ja nicht ausgedacht). Ein junger Mann meinte dennoch, mir mitteilen zu müssen, daß es ja nur semiklug wäre, hier mit dem Kinderwagen einzusteigen. Ich hätte ja auch eine Bahn später nehmen können, so seine Ansicht. Ich habe ihn auf das Kinderwagenschild hingewiesen und mich ein bißchen aufgeregt. Zwei Stationen später ist er dann schon wieder ausgestiegen (das Stück hätte er auch laufen können, hätte ich mal sagen sollen...), dafür hat mich dann noch eine Frau mit Rollator, die sich auch noch reinquetschte, vollgelabert.
Aber ich schweife ab. Als wir dann endlich an unserer Haltestelle angekommen waren, konnte Minimeins natürlich keinen Schritt mehr selber laufen. Gut, daß wir das Brett dabei hatten, es war nämlich noch ein gutes Stück von der Haltestelle zu Tante D., das wir zu Fuß zurücklegen mußten. Rakete war auch wieder Willens, im Wagen transportiert zu werden, Minimeins stand auf dem Brett und so rollte mein Geschoß dahin. Wenn wir erst mal Schwung haben, sind wir nicht so gut zu bremsen. Massenträgheit heißt das, glaube ich.
Minimeins meinte dann auch: "Mama, ich kann gar nicht mehr laufen. Ich bin schon ganz müde und geschöpft."
Mußte er ja auch nicht. Bei Tante D. waren beide Kinder dann gar nicht mehr so geschöpft, sondern froh, ein bißchen durch die Bude tollen zu können. Als wir dann nach dem Abendessen endlich losgefahren sind, sind aber beide noch vor der Autobahn eingeschlafen, und das sind kaum 5km. Waren sie dann wohl doch geschöpft.
Am Sonntag haben wir den Kinderwagen nicht gebraucht, sondern nur aus dem Auto geholt und wieder bei uns in den Weg Flur gestellt (also der Mann hat, sonst hätte ich ja gewußt, ob das Brett dran ist oder nicht - es war nicht dran, was ich aber nicht bemerkt habe). Gestern morgen dann sind wir losgetingelt zum Kindergarten. Eine irrwitzig lange Strecke von ca. 400m. Ich verlange unmenschlich oft von Minimeins, daß er die Strecke läuft (oder wahlweise mit dem Laufrad zurücklegt). Morgens klappt das noch meistens, mittags selten. Darum bin ich echt froh, daß ich das Trittbrett noch am Kinderwagen habe (2kg Spielraum haben wir auch noch, das Ding soll bis 20kg nutzbar sein).
Gestern morgen dann das Drama: wir gehen los, winken der Müllabfuhr (die kommt immer montags), überqueren die Straße und Minimeins will mitfahren und nicht mehr laufen. Er hatte allerdings auch nur ein Lebküchlein gefrühstückt, den Rest wollte er lieber im Kindergarten verzehren. Viel Energie hatte er also tatsächlich nicht. Ich habe Minimeins dann immerhin die halbe Strecke trotz Heulerei zum Kindergarten locken können, dann gabs totales Drama und er wollte gern zurückgehen und das Brett holen (was von hinsichtlich der bereits zurückgelegten Strecke natürlich völliger Quatsch war und auch aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit nicht mehr drin). Daraufhin hat Minimeins dann ein totales Heulkonzert angestimmt und wollte nicht mehr vor und nicht zurück. Irgendwie habe ich ihn trotzdem bis zum Kindergarten gelotst (schön war das nicht). Drin angekommen, wollte er, daß ich dableibe (mit zurück konnte er ja nicht, er hätte laufen müssen), was aber ja auch nicht ging, schließlich hatte ich ihm versprochen, das Brett zu holen (und Rakete wartete draußen im Wagen). Eine der Erzieherinnen fand dann eine Lösung, um ihn zumindest abzulenken.
Zu Hause habe ich dann als erstes wieder das Brett an den Wagen gemacht. So ein Drama wollte ich mittags nicht noch mal haben.
Und der Mann, der meistens die Sachen nicht dahin zurücklegt, wo sie hingehören (Schnullis zum Beispiel), oder nicht wieder zusammenbaut (das Trittbrett am Kinderwagen), der muß sich das ganze Drama ja nicht mit anhören, der ist weit weg. Argh!
Labels: Adventskalender, Kindermund
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