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bees Wohnzimmer

Dienstag, März 31, 2015

Plastik fantastik

Unsere Rakete ist ein bißchen zu stromlinienförmig. Lang und dünn. Mager. Miek. Ein Hungerhaken.

Minimeins war ja mehr so eine Freßmaschine, alle 3 Stunden (spätestens) wollte er aufgefüllt werden, trank im allgemeinen ordentlich und legte zu wie ein Weltmeister.

Rakete lässt sich gern ein bißchen bitten. Und dann trinkt er auch nur, wenn er grad Lust hat. Regelmäßige Abstände? Muß nicht sein. Seit 4 Stunden nichts getrunken? Och, muß ich schon wieder, scheint das Kind sich zu fragen. Dafür schläft es sehr viel und lässt sich an guten Tagen auch mal ablegen.

Aber von vorn. Rakete war bei der Geburt 200g leichter als Minimeins. (Bei der U3 war er 1 kg leichter als sein großer Bruder zum etwa gleichen Zeitpunkt.) Am Anfang hat er erst mal 36 Stunden lang gepennt. Dazwischen wollte er auch nicht so recht trinken, sondern hat stattdessen erst mal noch eine Weile Fruchtwasser ausgespuckt. Naja, vielleicht war der Magen noch voll, kann ja passieren.

Der Milcheinschuß kam trotzdem, nicht ganz so heftig wie beim ersten Mal, aber trotzdem nicht von schlechten Eltern. Diesmal habe ich aber auch ganz bewußt auf Milchbildungsmaßnahmen verzichtet, d.h. kein Stilltee und gleich die Träger am Still-BH etwas kürzer gestellt. 

Rakete nahm erfreulicherweise nicht besonders viel ab und kurz drauf auch schon wieder zu. 

In seiner zweiten Lebenswoche hatte er dann gleich mal Schnupfen, hat aber trotzdem viel und ausgiebig geschlafen. Getrunken hat er nicht ganz so viel, wahrscheinlich hat er durch den Schnupfen nicht ganz so viel Luft bekommen. Das gleich in der dritten und vierten Lebenswoche. Hm. Naja, wird schon. Als der Schnupfen weg war, hat er auch wieder etwas mehr getrunken.

In der Folgezeit haben wir ihn nicht mehr gewogen (es ergab sich nicht), erst bei der U3 stellte sich dann raus, daß er tatsächlich nicht besonders viel zugenommen hatte. Ich habe halt gedacht, daß zum einen mein Vergleichsmaßstab Minimeins schon sehr extrem war, was die Gewichtszunahme angeht, ich diesen Maßstab also nur bedingt heranziehen kann. Und zum anderen ist jedes Kind anders und noch keins im Schlaf verhungert. So im Vergleich - ich habe letzte Woche zum ersten Mal Babys im gleichen Alter neben unserer Rakete liegen sehen - ist er aber tatsächlich sehr zart. Um nicht zu sagen mager. Andererseits ist er aber gut drauf und trinkt ja auch.

Er trinkt, meckert dann über die Luft im Bauch, die geht aber zügig oben wieder raus (man denkt bei dem Geräusch zwar eher an eine Busladung Ballermannbesucher, aber es ist nur ein kleiner Säugling), und wenn man ihn dann weitertrinken lassen will, dann will er nicht. Also satt, oder? Er meckert nur, wenn er weiter trinken soll, aber nicht, wenn ich ihn ganz normal auf dem Arm habe, ohne trinken. Klingt nach satt. Zufrieden ist er auch.

Der Kinderarzt meinte allerdings, daß er ein bißchen mehr zunehmen müßte (denke ich auch, aber wenn der Knabe nicht trinken will, was soll ich tun?). Ich habe die Rakete also dann tagsüber alle zwei Stunden geweckt und zum Essen genötigt (nachts durfte er so lange schlafen, wie er wollte, aber tagsüber sollte er es auf sechs, besser acht Mahlzeiten bringen). Mäßig erfolgreich, wenn das Kind schlief, dann wollte es schlafen und nicht essen. Auch wecken, wickeln und ein bißchen Bespaßung zum Wachmachen haben nicht so recht geholfen, Rakete war unwillig.

Ergebnis: er hatte innerhalb von sechs Tagen nur 30g zugenommen. 80-100g wären wünschenswert gewesen. Also meinten Kinderarzt und Stillberaterin, ich müßte wohl doch zufüttern. Nur dreimal täglich und nur ca. 60 ml, das müßte erst mal reichen, um zu gucken, wie sich das auswirkt und wie das Kind reagiert.

Meh. Ich will nicht zufüttern, ich habe doch Milch, jede Menge sogar, das Kind will sie nur nicht so recht trinken. (Und das Kind muß sie schon selbst aus der Brust raustrinken, Abpumpen ist bei mir nur mäßig erfolgreich.) Wenn ich zufüttere, läuft das Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage aus dem Ruder. Und morgens platze ich eh schon so vor mich hin (beim Abpumpen kommen trotzdem nur sehr geringe Mengen zusammen, das ist schon sehr unbefriedigend).

Na gut, also dann ab nachmittags jeweils nach dem Stillen ein Fläschchen anbieten. Mal versuchen und gucken, was dabei rauskommt.

Rakete wurde also erst ganz normal gestillt, dann, wenn er keine Anstalten machte, weiter zu trinken, sondern rummeckerte, habe ich ihm das Fläschchen mit der künstlichen Milch angeboten. Und was macht der kleine Verräter? Trinkt die Buddel leer und verlangt nach mehr. Also noch mal stillen? Nein, das wollte das Kerlchen nicht. Noch mal Flasche? Ja, die nimmt er. Hallo? Kind? Gehts noch? Ich war doch sehr geknickt.

Außerdem habe ich mich gefühlt wie ein Versager, wenn das, was ich meinem Kind anbieten kann, nicht reicht zum Wachsen und Gedeihen. (Also, reichen würde es schon, er will es nur nicht.)

So, und wie ging es dann weiter? Gestern waren wir noch mal zum Wiegen beim Kinderarzt und das Knäblein hatte innerhalb von drei Tagen 100g zugenommen. Hurra, er nimmt zu! Blöd, er tut das nur mit künstlicher Milch aus dem doofen Fläschchen. Also stille ich jetzt alle zwei Stunden und wasche dann auch noch täglich Fläschchen aus. So bleibt man auch beschäftigt über den Tag.

Gestern passierte dann das, was ich befürchtet hatte, Rakete trank nur fünf Minuten an der Brust. Das reicht aber nicht, da erwischt er nur die durststillende Vormilch, aber nicht die fette, hungerstillende Hintermilch. Dann hat er eine Viertelstunde lang die Brust angebrüllt. Mehrfach, bis ich eingeknickt bin und ihm das Fläschchen gegeben habe. Abends dann habe ich gedacht, daß er doch irgendwann müde werden und aufgeben muß, irgendwann wird doch der Hunger zu stark. Aber Pustekuchen, das Kind brüllte und brüllte. Milch war da, er hätte sie nur trinken müssen. Was soll ich denn noch machen? Gleich sofort Fläschchen und die künstliche Milch wollte ich auch nicht anbieten, dann hätte ich das Stillen gleich komplett sein lassen können. Will ich aber nicht.

Ich hatte dann doch noch einen Geistesblitz. Von Minimeins' Randalephase hatte ich noch Stillhütchen. Also habe ich die ausprobiert und siehe da - das Baby trinkt. Hurra. Es trinkt zwar noch die Flasche hinterher, aber es trinkt eben auch (reichlich) Muttermilch. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Mit Stillen mit Hütchen und dann Flasche hinterher könnte ich mich arrangieren. Toll finde ich die Flasche zwar nicht (im Gegenteil!), aber wenn dem Baby damit geholfen ist, dann machen wir das eben so.

Unser kleiner Plastic Bertrand.

2 Comments:

  • Ohje. Das hört sich anstrengend an. Bei Baby A bin ich ja auch irgendwann bei den doofen Hütchen gelandet, aber nicht, weil das Kind nicht wollte, sondern weil ich es ohne vor Schmerz nicht mehr aushielt. Aber: Sehr nervig. Ständig dieses auswaschen. (Ich hab dann auf drei Hütchensets aufgestockt. So konnte ich die Auswaschfrequenz etwas senken.) Und Du hast ja dann zusätzlich noch die Flaschen. Hmmmm. Doof.

    Aber gut, dass Dir die Hütchen noch eingefallen sind! Wenn das Plastikkind jetzt etwas zunimmt, dürft ihr vielleicht auch die Flaschen wieder weglassen.

    Und dann kann man ja immer noch versuchen, die Hütchen wegzulassen.

    Abpumpen hat bei mir damals ziemlich gut funktioniert. Ich hab die Handmilchpumpe von Lansinoh (Obwohl ich nicht glaube, dass es an der Art der Pumpe liegt. Man fühlt sich halt doch irgendwie wie eine Kuh im Melkstand.)

    By Anonymous ichbindiegute, at 31. März 2015 um 16:44  

  • Das mit der Kuh triffts ganz gut. Ich glaub, deswegen kommt da auch so wenig bei rum. (Vielleicht liegts auch an der Zeitumstellung - Kühe geben dann ja angeblich weniger Milch.)

    Mit den Hütchen kann ich gut leben, die Flaschen machen mir zu schaffen.

    Ich glaube ja, daß ihm das Saugen zu anstrengend ist bzw. er zu faul ist. Flasche geht ja viel einfacher und die schlabbert er sich ziemlich zügig wech. Auch wenn er vorher schon einen satten und zufriedenen Eindruck gemacht hat.

    Blöd alles. Mal sehen, ob wir die Flaschen noch bis zur Möhrchen-Premiere loswerden. Ich fürchte fast, daß dem nicht so sein wird, aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben.

    By Blogger Sabine, at 31. März 2015 um 18:05  

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