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bees Wohnzimmer

Samstag, November 22, 2014

Nix als Ärger 4


Wir erinnern uns: T wurde sofort unsachlich und bockig und unterstellte M Böswilligkeit in Sachen Urlaub und Erholung. Ganz großes Kino und unglaublich erwachsenes Verhalten.

Nun. Wie ging es dann weiter?

Wir nähern uns Ende Juli. Ich habe mir den Betreuungsvertrag noch mal rausgesucht und ganz genau gelesen. Zum einen stand da was von "Betreuungsunterbrechung bis 6 Wochen" und zum zweiten was von "im Betreuungsjahr". Ich habe mich dann - ohne den Fall eingehend zu schildern - telefonisch beim Jugendamt erkundigt, was genau unter dieser Betreuungsunterbrechung zu verstehen sei: jeder Ausfall der Tagesmutter, der nicht auf Wochenende oder Feiertage fällt, d.h. auf alle Fälle auch Brücken- und Krankheitstage oder auch wichtige Termine, die die Tagesmutter wahrnehmen müsse innerhalb der Betreuungszeit. Die 6 Wochen müssen auch nicht am Stück sein, sondern insgesamt im Betreuungsjahr (unser Vertrag ging von September 2013 bis August 2014 und war Anfang Juni gerade verlängert worden um ein weiteres Jahr - das sind insgesamt 2 Betreuungsjahre. Ein Betreuungsjahr stimmt also nicht mit dem Kalenderjahr überein). Anspruch auf bezahlten Urlaub hätte die Tagesmutter eigentlich nicht, da sie ja selbständig sei, aber bei Unterbrechungen bis zu 6 Wochen würde auch nicht nachgefragt. Es stellte sich dann allerdings raus, daß das Jugendamt Fehlzeiten gar nicht kontrolliert oder auch nur nachfragt. Auch super. (Außerdem wurde gesagt, daß es bei Krankheit egal sei, ob man die Ersatzbetreuung in Anspruch genommen habe oder nicht, der Tag würde als Fehltag der Tagesmutter zählen.)

Hilfestellung vom Jugendamt gab es nur insoweit, als daß gesagt wurde, daß wir zunächst versuchen müssten, uns bei Problemen selbst mit der Tagesmutter zu einigen. Eigentlich nicht hilfreich, aber ich hatte ja auch die Intention, die Angelegenheit zunächst ohne Jugendamt zu regeln (M übrigens auch). Nur die genaue Bedeutung des Begriffs "Betreuungsunterbrechung" wollte ich nachfragen.

M und ich haben uns dann hingesetzt und in "etwas" mühevollerer Kleinarbeit als bisher die Ausfalltage für das Betreuungsjahr von September 2013 bis August 2014 zusammengestellt. (Für M galt das gleiche Betreuungsjahr wie für uns/Minimeins. Die beiden anderen Kinder hatten einen Monat früher angefangen und das fünfte Kind war erst im Juni dazugekommen, weil ein anderes umzugsbedingt aufgehört hatte.)

Als wir unsere Aufstellung - übrigens sehr zugunsten der Tagesmutter, da wir alle Tage, die nicht eindeutig nachvollziehbar waren, auch nicht als Fehltage gerechnet haben - fertig hatten, ist mir abermals die Hutschnur geplatzt. Urlaub, Krankheit, Brückentage, Fasching, angekündigter Urlaub im August - all das hatte sich auf sage und schreibe 48 Fehltage aufsummiert. Das sind 9 Wochen und 3 Tage, wenn man das in Arbeitswochen umrechnet.

Nur mal so als Rechenbeispiel: der Mann hat 28 Urlaubstage, ich hatte bei meinem letzten Arbeitgeber 26, das wären zusammen 54 Tage. Hätten wir also die kompletten Fehlzeiten mit Urlaub abdecken müssen, wären uns 6 Urlaubstage für 2 Personen übrig geblieben, d.h. wir hätten sogar insgesamt 3 Tage gemeinsam Urlaub nehmen können. In diesen 48 Fehltagen der Tagesmutter nicht enthalten sind Tage, an denen Minimeins krank zu Hause war oder der Mann oder ich "richtig" krank waren und deswegen nicht gearbeitet haben - die haben wir schließlich auch auf unsere eigene Kappe nehmen müssen.

48 Fehltage. Holla, die Waldfee. (Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen.) Ich habe mich sehr geärgert, daß mir das nicht schon eher aufgefallen war, sondern erst im Rahmen der neu angekündigten Urlaubstage für Oktober und Dezember.

Mit dieser neuen Aufstellung haben wir T dann wieder konfrontiert, immer noch sehr ruhig und sehr sachlich.

T hatte übrigens im Rahmen der ganzen Diskussion immer wieder beteuert, daß sei Brückentage und Fasching noch nie als Fehltage gezählt habe und daß sie immer vom Kalenderjahr und nicht vom Betreuungsjahr ausgegangen sei (wobei ich ihr zunächst erklären mußte, was Betreuungsjahr heißt). Das glaube ich ihr sogar, es macht die Sache aber nicht besser.

Wenn wir also jetzt noch die geplanten Urlaubstage im Oktober (5 Tage), Dezember (5 Tage) und in der Weihnachtspause (6 Tage) dazuzählen, kommen wir auf 64 Tage. Dazu kommen noch die Brückentage und Fasching im nächsten Jahr (zusammen 4 Tage) und eventuelle Krankheitstage. 

64 Tage (plus 4 Brücken- plus eine unbekannte Anzahl Krankheitstage) Betreuungsausfall innerhalb von 2 Betreuungsjahren. Pro Betreuungsjahr sind 6 Wochen Ausfall möglich, sind 30 Tage pro Jahr, macht 60 Tage insgesamt. Der mitrechnende Leser sieht auf den ersten Blick: das wird nix, da sind wir ja schon jetzt überm Limit.

Die Tagesmutter blieb unsachlich und unterstellte sowohl M als auch mir Böswilligkeit und wir wollten ihr Böses und überhaupt. Immerhin wollte sie uns entgegenkommen und verzichtete aus Kulanz (!) auf den Urlaub im Oktober. Der im Dezember müsse aber auf alle Fälle sein, daran führe kein Weg vorbei. Im Grundsatz hatte sie aber immer noch nicht verstanden, wo denn das Problem lag, hatte ich den Eindruck. Außerdem halte ich es nicht für Kulanz, wenn sie die 5 Tage im Oktober doch nicht nimmt, sie hatte die maximale Anzahl an Fehltagen ja eh schon überschritten. Von den Brückentagen und Fasching 2015 wollte sie nicht abrücken. Puffer für Krankheitstage war immer noch nicht vorgesehen. Sie hat patzig gekreischt, daß sie uns ja unser Geld zurückzahlen könnte (es ging allerdings nur um den Anteil, den wir selbst zahlen, daß sie auch den Aufstockungsbetrag vom Jugendamt ebenfalls zu Unrecht bezogen hatte, wollte sie nicht verstehen). Ich habe dann noch mal verdeutlicht, daß damit das Problem nicht gelöst wäre und auch auf den Anteil vom Jugendamt verwiesen. (Nur als Rechenbeispiel: wir haben pro Betreuungsstunde € 1,69 gezahlt, das Jugendamt hat um € 5,49 aufgestockt, so daß die Tagesmutter pro Kind und Stunde auf € 7,18 kam. Bei 5 Kindern macht das € 35,90 pro Stunde oder auch rd. € 1.000 pro Kind pro Monat bei einer ca. 32h-Woche. Außerdem kann man als Tagesmutter in München davon ausgehen, daß man immer genug Kinder und damit bei vertragsgemäßer Betreuung keine Zeiten ohne Vergütung hat, da die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt.)

Gegen Ende Juli rief mich die Tagesmutter dann nachmittags an und wollte über M lästern. Ich wollte das nicht (mal davon abgesehen, daß es unmöglich von einer Tagesmutter ist, über eine andere Mutter zu lästern, allein aus Gründen der Verschwiegenheitspflicht käme es nicht in Frage! Von Professionalität gar nicht erst zu reden...) und machte auch sehr deutlich, daß ich das ebenso sähe wie M und man nach einer Lösungsmöglichkeit suchen müsse (im Vertrag steht eindeutig: Leistungsunterbrechung, d.h. kein Geld für Betreuungsunterbrechung über 6 Wochen). Daraufhin verlangte (!) sie, daß wir (!!) uns gefälligst (!!!) eine Lösungsmöglichkeit überlegen sollten und knallte den Hörer auf. Also ehrlich, ich bin ja auch nicht gerade der Diplomat vom Dienst, aber so geht man nicht unter Vertragspartnern um.

Ich habe mich dann hingesetzt und wieder sehr sachlich das ganze mal aufgeschrieben. (Das hat mich ein ganzes Wochenende gekostet, v.a. weil ich die unsachlichen Passagen am nächsten Tag wieder rausgestrichen bzw. umformuliert habe.) Außerdem hatte ich den Eindruck, daß T immer noch nicht verstanden hatte (oder verstehen wollte?), was eigentlich das Problem war ud daß auch sie sich an einen Vertrag zu halten hat.

Ja, das Schreiben ist etwas länger geworden, aber zum einen habe ich um der guten Lesbarkeit Willen eine große Schriftart gewählt (T ist nicht mehr die jüngste), zum zweiten habe ich bis auf eine einzige Formulierung auf juristische Fachbegriffe verzichtet (man soll ja immer auf den Empfängerhorizont abstellen) und zu guter Letzt habe ich sehr ausführlich alles erklärt:
- Was ist ein Vertrag?
- Was bedeutet das, was da drinsteht? (insbesondere die Selbständigkeit und was das wiederum für die Fehltage bedeutet)
- Was bedeutet "Betreuungsunterbrechung bis 6 Wochen"?
- Wie wird die Betreuungsunterbrechung berechnet? (oder auch: was sind gesetzliche Feiertage und was nicht)
- Aufstellung der Fehltage seit Beginn des Betreuungsjahres, das ja zu dem Zeitpunkt noch nicht abgelaufen war.
- Fünf (!) Lösungsvorschläge mit der Bitte, sich den Vorschlag, der ihr am besten passt, rauszusuchen und mir bis Mitte August Bescheid zu geben. (Zugegebenermaßen waren 2 Lösungsvorschläge für die Situation eher unbrauchbar, aber der Vollständigkeit halber aufgeführt - beides sehr übliche Lösungsmöglichkeiten in anderen Vertragsgestaltungen und auch im BGB.)

Das Schreiben habe ich noch mit M abgestimmt, da wir ja inzwischen aus T's Sicht beide die bösen Buben waren, nicht mehr nur M.

Ende Juli (an einem Mittwoch früh, ab Freitag wollte T in Urlaub gehen wegen der neuen Hüfte ihres Mannes) habe ich ihr das Schreiben gegeben mit der Bitte, es sich in Ruhe durchzulesen und auch mit ihrem Mann oder meinetwegen auch dem Jugendamt zu besprechen. Mit dem Jugendamt hatte T inzwischen auch telefoniert und sich beschwert über die anstrengenden Eltern. Das Jugendamt hat T darauf gesagt, sie müsse zusehen, daß sie das Problem löst, ansonsten müsse man darüber nachdenken, ihr die Plätze in der Ersatzbetreuung zu entziehen.

Dies würde auch bedeuten, daß kein Vertrag mehr über das Jugendamt liefe und somit die Betreuung im privaten Rahmen zu regeln sei - außerdem entfällt dann die Aufstockung seitens des Jugendamtes, was es für die Eltern wesentlich teuerer macht und für die Tagesmutter etwas schwieriger, Kinder zu finden. Ich muß auch ehrlich sagen, daß ich nicht bereit wäre, selbst monatlich € 1.000 für diese Betreuung zu zahlen, die dauernd ausfällt und von der ich dann auch noch ausgesprochen unfreundlich behandelt werde. Da gibt es dann doch bessere Lösungen.

Warum haben wir Minimeins trotzdem dorthin gebracht und uns bemüht, eine Lösung zu finden, statt ihn in einer anderen Einrichtung unterzubringen?

Nun, zum einen war da sicher das Problem, auf die Schnelle eine andere Einrichtung zu finden. In München. Bei ca. 30% Betreuungsquote der unter-3-jährigen. Kurzfristig. Bezahlbar. Muahaha. Wenn ohnehin im kommenden Jahr der Wechsel in den Kindergarten ansteht. Außerdem machte er weiterhin den Eindruck, gerne dorthin zu gehen. Er mochte die Gruppe und die anderen Kinder. Wie gesagt, die mochten sich alle untereinander, es gab keinen Störenfried. Er war eingewöhnt. Uns war klar, daß ein Wechsel eine neue Eingewöhnung für ihn bedeuten würde. Außerdem steht ja in Kürze ein großes neues Ereignis für ihn auf dem Plan: er bekommt ein Geschwisterchen. Was das für ihn bedeutet, kann er natürlich nicht abschätzen, aber es ist auf jeden Fall eine sehr große Veränderung. Daher war ich wirklich gewillt und außerordentlich bemüht, ihm ansonsten erstmal so wenig Veränderung wie möglich zuzumuten (dies auch vor dem Hintergrund des ständigen Hin und Hers aus dem ersten halben Jahr der Betreuung). Wenn er den Eindruck gemacht hätte, daß er dort nicht mehr gerne hingeht oder daß er seitens T die Situation ausbaden muß, hätte ich mir natürlich was anderes überlegen müssen.

Was haben denn die anderen Eltern dazu gesagt?

Nun, eine Mutter war raus, da ihr Kind erst im Juni in die Gruppe gekommen war und sie daher nicht betroffen war.
Eine weitere Mutter (A) hat relativ deutlich gesagt, daß sie froh sei, überhaupt einen Betreuungsplatz zu haben und arbeiten zu können, daß sie irgendwie mithilfe der Ersatzbetreuung, der einen Oma und anderer Verwandtschaft die Ausfalltage überbrücken könnten, auch wenn es immer wieder eine Herausforderung sei und daß es jetzt bis zum Kindergartenstart im nächsten Jahr schon irgendwie gehen würde. Kurz gesagt: sie hatte Angst um den Betreuungsplatz und wollte auch keinen Wechsel mehr vor dem Kindergartenstart im kommenden Jahr riskieren.
Die dritte und letzte Mutter (B) im Bunde hatte angeblich gar nicht bemerkt, daß es sooooo viele Ausfalltage gegeben hätte und irgendwie hätte sie die Betreuung immer irgendwie überbrücken können, sie sei da auch flexibel mit ihrer Arbeit. (Ich vermute, sie fürchtete ebenfalls um den Betreuungsplatz, hat das aber nicht so deutlich gesagt.)

M und ich hatten uns ja eh schon zusammengetan. Ich habe keine von den anderen Müttern versucht zu überreden, sich uns anzuschließen, das muß schließlich jeder selber wissen.

Ich fand die Situation inzwischen auch ein bißchen belastend, weil es sich nun schon eine Weile hinzog und T einfach wenig Kooperationsbereitschaft oder überhaupt Problembewußtsein zeigte und stattdessen alles abblockte.

Sie hat mir dann tags drauf, bevor sie in Urlaub ging, ganz patzig gesagt, daß ja nun aus weiterer Kulanz ihrerseits (!) auch auf den Urlaub im Dezember vor Weihnachten verzichten würde. Obwohl ja ihre Tochter Geburtstag hätte und sie sich ja für unsere Kinder immer nur aufopfern würde und und und... Was soll man dazu noch sagen? Mir fiel jedenfalls nicht mehr viel dazu ein.

Der Klopper kommt aber noch. Im nächsten (und letzten) Teil.

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