Nix als Ärger 2
Letztes Jahr war ich froh, überhaupt eine Kinderbetreuung gefunden zu haben. Bei 15 Krippen haben wir Herrn Minimeins angemeldet, aber keinen einzigen Platz bekommen. Tagesmütter riefen nicht zurück, die haben das nicht nötig. Nur eine einzige hatte ich gleich am Apparat, die hatte auch noch einen Platz frei, Minimeins schien sich dort wohlzufühlen, sie hatte langjährige Erfahrung zu bieten und das ganze lief über das Jugendamt, so daß ich davon ausgehen konnte, immerhin einen gewissen Standard vorzufinden und das Kind nicht nur 'aufbewahrt' zu wissen. Der Vertrag wurde vom Jugendamt vorgegeben, was da drinstand, fand ich in Ordnung. Außerdem war mir wichtig, daß Minimeins in einer kleinen Gruppe (Tagesmütter dürfen max. 5 Kinder betreuen) betreut wird. Das schien zum damaligen Zeitpunkt mehr seinem Typ zu entsprechen.
Grundsätzlich arbeiten die Tagesmutter selbständig, d.h. wenn keine Leistung erbracht wird (aka keine Kinderbetreuung, weil die Tagesmutter krank ist oder Urlaub macht oder irgendeinen nicht aufschiebbaren Termin hat), fällt eigentlich auch keine Gegenleistung (aka Geld) an. Außerdem ist seitens der Stadt für den Krankheitsfall (nicht für Urlaub) der Tagesmutter vorgesehen, daß es eine städtische Ersatzbetreuung gibt. Diese war sogar hier bei uns um die Ecke und Minimeins ist dort ebenfalls gern hingegangen. Als Ausnahmeregelung stand im Vertrag, daß Betreuungsunterbrechungen (also Krankheit, dringende Erledigungen etc. der Tagesmutter) bis zu 6 Wochen pro Betreuungsjahr (nicht Kalenderjahr) trotzdem weitergezahlt werden. Das ist zwar eher eine arbeitnehmerähnliche Regelung als eine für Selbständige, diente aber vermutlich (also aus meiner Sicht) der Verwaltungsvereinfachung (weniger Aufwand fürs Jugendamt, wenn die Tagesmutter mal einzelne Tage nicht zur Verfügung steht). Diese 6 Wochen gelten unabhängig davon, ob im Krankheitsfalle die Ersatzbetreuung zur Verfügung stand und man sie in Anspruch genommen hat oder nicht.
Wir haben einen Beitrag für die Betreuung ans Jugendamt gezahlt, dieser Beitrag entsprach dem, was wir auch für eine städtische Krippe für die gleiche Betreuungszeit hätten zahlen müssen. Das Jugendamt hat dann den Betrag aufgestockt und an die Tagesmutter gezahlt.
Die Eingewöhnung im letzten August ging meines Erachtens ganz gut, wobei ich natürlich exakt null Erfahrung mit dem Thema hatte. In der Hinsicht habe ich auf die Erfahrung der Tagesmutter vertraut (vertrauen müssen), die das schließlich seit 40 Jahren macht. Nennen wir sie im folgenden der Einfachheit halber T.
Gleich am Anfang (noch vor Vertragsschluß) hat T klargestellt, daß sie an den Brückentagen und außerdem zwischen Weihnachten und Dreikönig keine Betreuung anbietet. Urlaub würde sie rechtzeitig ankündigen. Nun ja, wenn man das vorher weiß, kann man ja selbst auch entsprechend Urlaub nehmen/planen. Und bis zu 6 Wochen ohne Betreuung sind ja auch vertraglich vereinbart, also muß ich das wohl in Kauf nehmen. Städtische Krippen schließen auch an ca. 5-6 Wochen im Jahr (daß nicht jedem Arbeitnehmer 6 Wochen Urlaub zur Verfügung stehen, lasse ich jetzt mal dahingestellt... ich bin ja auch kein Arbeitnehmer und daher ein bißchen flexibler (oder eben auch nicht, aber das ist wieder ein anderes Faß)). Außerdem hat T beteuert, niemals mehr als diese 6 Wochen im Jahr nicht da zu sein, ich könne mich darauf verlassen. Es wirkte glaubhaft.
Außerdem hatte ich vor Vertragsabschluß gefragt, wie es bei Erkältung des Kindes sei (jeder mit kleinen Kindern weiß: von Oktober bis Ostern tropft die Nase, was das Kind meistens nicht so stört, richtig krank ist das meines Erachtens nicht, sonst würden alle Kinder in dieser Zeit im Bett liegen zwecks Genesung und alle Kindertageseinrichtungen in dieser Zeit geschlossen haben mangels zu betreuenden Kindern). T sprach, daß Schnupfen bei Kleinkindern keine Krankheit, sondern ein Zustand sei und sie nur "richtig" kranke Kinder nicht nehmen würde (naja, wenn Minimeins "richtig" krank war, habe ich ihn natürlich auch nicht hingebracht, logischerweise...)
Kaum war die Eingewöhnungsphase Ende August rum, kündigte T an, einen Tag im September die Kinder nicht betreuen zu können, da ihre eigenen Enkelkinder (Zwillinge) eingeschult würden und sie gern dabei wäre. Nun ja, man hat ja Verständnis und bis zu 6 Wochen sind ja vereinbart. Außerdem sei sie aufgrund ihres 40. Hochzeitstages im November für eine Woche nicht da. Nun ja, man hat ja Verständnis und bis zu 6 Wochen... siehe oben (obwohl Urlaub eigentlich nicht in diese 6-Wochen-Regelung fällt - Urlaub bei Selbständigen ist an sich immer unbezahlt). Immerhin konnte, obwohl es sich nicht um einen Krankheitsfall handelte, für ein paar Tage dieser Novemberwoche die Ersatzbetreuung der Stadt einspringen (glücklicherweise, denn arbeitstechnisch ist die Zeit von November bis Februar für mich Hochsaison). Den Rest dieser Woche haben wir mit einer Babysitterin überbrückt (teuer, aber sie stand immerhin zur Verfügung). Sowohl wir als auch Minimeins waren dann aber froh, als alles wieder in der gewohnten Routine verlief.
Im Büro lief gerade die richtig heiße Phase des Jahres (aka alle drehen wegen des überraschenderweise bevorstehenden Jahresendes am Rad, weil noch sooo viel zu tun ist und die Planungen sind so knapp auf Kante genäht, daß bei der kleinsten Störung alles kippt - man kennt das ja), als die Tagesmutter Anfang Dezember eine Woche ins Krankenhaus mußte. Die Ersatzbetreuung konnte teilweise einspringen, aber nicht den gesamten Zeitraum abdecken. Wir (der Mann, ich und die Babysitterin) jonglierten, aber irgendwie haben wir die Woche überbrückt. Auch das werden alle arbeitenden Eltern kennen. (Und immerhin hatten wir zu dem Zeitpunkt nur ein Kind, in Zahlen: 1.)
Dann kam - immer wieder kurzfristig und überraschend - Weihnachten, die Weihnachtspause, das Jahresende, das neue Jahr und der Dreikönigstag und schon gings wieder los. Das Kind freute sich doll auf seine gewohnten Spielkameraden, v.a. die beiden Mädchen R1 und R2 liebt es sehr. Ich freute mich nicht ganz so sehr aufs Büro, nach dem Wahnsinn zum Jahresende kommt der Wahnsinn zum Jahresanfang (weil natürlich doch vieles nicht fertig geworden ist und die neue Saison losgeht und überhaupt), aber so ist das nunmal. Augen auf bei der Berufswahl (aber arbeiten muß man woanders auch).
Es folgten im Januar und Februar rund 7 Wochen Betreuung wie vereinbart. Gelegentlich waren Minimeins, ich, der Mann oder die Babysitterin krank (natürlich nacheinander, nie gleichzeitig), aber die Tagesmutter ist immerhin nicht ausgefallen. Dafür wurde seit ihrem Krankenhausaufenthalt im Dezember plötzlich jeder Nieser des Kindes als todbringende Pest diagnostiziert (man erinnere sich: Schnupfen ist keine Krankheit, sondern ein Zustand bei Kleinkindern), der umgehend beim Kinderarzt abgeklärt gehöre. Anfangs habe ich das tatsächlich gemacht und wurde beim Arzt ein wenig dafür belächelt, mit einem harmlosen (leichten!) Schnupfen des Kindes dort aufzulaufen, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich noch zu wenig Erfahrung, um es besser einschätzen zu können. Immerhin haben wir uns im Wartezimmer nix schlimmeres eingefangen (also zumindest Minimeins nicht, bei mir bin ich mir da nicht ganz so sicher). Nun ja, jedem sein Spleen. (Übrigens ist Minimeins tatsächlich sehr selten "richtig" krank und wenn das der Fall ist, dann ist es auch offensichtlich. In diesen Fällen habe ich ihn selbstverständlich nicht zur Tagesmutter gebracht...)
Dann kam der März und mit ihm Fasching, wobei Rosenmontag und Faschingsdienstag von T plötzlich auch als Brückentage und somit betreuungsfrei gehandhabt wurden. Schon wieder 2 ausfallende Tage... Außerdem wurden ein paar Urlaubstage um Ostern herum sowie ein 3-wöchiger Urlaub im Mai angekündigt. Gut, die lange Pause im Mai haben wir dann für unseren eigenen Jahresurlaub genutzt, mir wäre etwas später im Jahr lieber gewesen, aber man kann sichs nicht immer aussuchen. Bei einer städtischen Krippe wären wir mit der langen Pause in der Hochsaison der Ferien gelandet (August), also eigentlich auch nicht besser.
Im April war T dann allerdings immer mal wieder ein paar Tage krank oder hatte eben Urlaub. Wenn die Krankheit allerdings nahtlos vor den Osterfeiertagen und dem danach angekündigten Urlaub stattfindet, hat das ja schon immer so ein Gschmäckle... Die Ersatzbetreuung konnte teilweise einspringen, aber auch wieder nicht die ganze Zeit, so daß wir wieder fröhlich jonglierten. Ich erinnere mich, daß ich Minimeins sogar ein paar Mal mit ins Büro genommen habe. Er fand das lustig (der Mandant auch), ich weniger. Der Mann hat immer mal wieder einzelne Tage Urlaub genommen, aber unendliche Urlaubstage hat er natürlich auch nicht.
Bereits zu diesem Zeitpunkt hat eine andere Mutter (nennen wir sie M) zu T gesagt, daß es inzwischen aber doch schon recht viele Ausfalltage gegeben habe und es mit den vereinbarten 6 Wochen ihres Erachtens langsam ein wenig eng würde. (Ich habe das leider nicht mitbekommen, hätte aber selber mal rechnen sollen...) Ihr wurde von T gesagt, daß das alles schon so o.k. und mit dem Jugendamt schon immer so gehandhabt würde. Aha.
Ich habe mir von den 3 Wochen Urlaub im Mai versprochen, daß danach alle wieder fit und erholt sind und endlich mal Ruhe einkehrt ohne die ständigen Unterbrechungen...
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