Friede, Freude? - Pustekuchen!
oder auch: warum hier die letzten Wochen total tote Hose war und ich nicht mal getwittert habe.
Wir waren kurz im Urlaub, "kurz" heißt in diesem Fall ganze 6 Tage inkl. Hin- und Rückfahrt quer durch Deutschland. Also eigentlich waren wir auf einer Hochzeit im hohen Norden und haben bei der Gelegenheit auch noch das Baby hier und da vorgezeigt. Die Fahrt hat erstaunlich gut geklappt und auch sonst war das Kind primär ein Vorzeigebaby. Nachts hat es geschlafen und wollte nicht mal besonders häufig nachbetankt werden, tagsüber war es auch recht pflegeleicht. Sehr entspannt trotz vieler Termine. Sonnenscheinchen.
Dann waren wir Anfang September wieder zurück und das Kind beschloss, den Urlaub schreiend zu verarbeiten. Na gut, wenn es meint... gleichzeitig hat es wohl einen Entwicklungs- und auch noch einen Wachstumsschub gemacht. Das ganze führte dann dazu, daß aus little Dr. Jekyll ein kleiner Mr. Hyde wurde. Terrorzwerg. Tagsüber ließ der kleine Mann sich keine fünf Minuten ablegen, schlafen tagsüber bitte ausschließlich mit Körperkontakt und nur in 20-30-Minuten-Häppchen. Stillen wurde zur Geduldsprobe, weil der Knabe sich jedes Mal erst ein paar Züge genommen hat und dann aus heiterem Himmel angefangen hat, wie am Spieß zu brüllen. Dann dockte er wieder an, trank zwei Schlucke, brüllte wieder, dockte wieder an, brüllte wieder undsoweiterundsofort. Das hatte er vorm Urlaub schon zwei Wochen lang gemacht, allerdings nicht so extrem und nur abends vorm Schlafengehen. Daher habe ich das erst mal darauf geschoben, daß er viel verarbeiten mußte, weil wir viel gemacht haben in der Zeit. Im Urlaub war aber alles in Ordnung, erst danach gings wieder los. Stillen dauerte also so gerne mal eine dreiviertel Stunde bis Stunde und ich habe dem Kind auch öfter angeboten zu trinken, damit der Lütte genug zu sich nimmt. Die Brust wird dabei ziemlich strapaziert...
Ich habe dann eine Weile im Internet recherchiert, weil ich mich meinte zu erinnern, daß eine der Twitterdamen das gleiche Drama mit ihrem Kind hatte. Leider konnte ich mich nicht erinnern, welche der Damen es war, so daß ich sie nicht fragen konnte. Ich stieß dann im Netz drauf, daß es wohl eine sog. "Brust-Schimpf-Phase" gibt (hier wird aus einer Broschüre des BzgA zitiert), die irgendwann wieder vorbei ist, wobei sich irgendwie keiner auf einen Zeitraum festlegen möchte.
Nun, die Schreierei am Tage und beim Stillen führte dann dazu, daß das Kind einerseits einen erhöhten Schlafbedarf hatte, den es aber wie gesagt nur mit Körperkontakt wollte, und andererseits tagsüber nicht genügend getrunken hatte, um wirklich satt genug zu sein. Also wurde das des Nächtens aufgeholt. Und zwar in ein- bis anderthalb-Stunden-Abständen. Nachts war das Stillen problemloser als tagsüber, insbesondere die Schreiattacken beim Stillen fielen meist aus (das Kind hat jedoch schon ordentlich gekreischt, wenn ich nachts nicht schnell genug mit der Nahrung um die Ecke kam - aber so schnell kann man gar nicht sein!). Allerdings ging ich nach kürzester Zeit auf dem Zahnfleisch: zwei Stunden Schlaf pro Nacht sind echt keine Lösung, vor allem wenn die nicht mal am Stück sind. Und das mehrere Nächte hintereinander... Äääächz. Nach dem nächtlichen Stillen einschlafen wollte Herr Minimeins dann aber auch lieber nur auf mir als in seinem Bettchen (oder auf seinem Papa), wozu ich wieder auf dem Rücken liegen mußte, was mich immer von Schlafen abhält.
Wenn es irgendwie ging, habe ich versucht, tagsüber etwas zu schlafen, aber wenn das Kind nur so kurze Powernaps macht, dann reicht das einem Erwachsenen gerade mal so, um einzuschlafen. Die Tiefschlafphase (also der erholsame Teil) kommt aber erst später. Kennt ihr das, wenn ihr plötzlich aus dem Schlaf gerissen werdet und das Gehirn schon wach ist, der Körper sich aber noch nicht bewegen kann? So ging mir das ein paar Mal, weil ich so k.o. war. Irgendwann war ich dann tatsächlich zu müde, um noch zu schlafen (ja, das geht: man kriegt dann einfach die Kurve nicht, 1000 Dinge gehen einem durch den Kopf, aber man kann und kann einfach nicht einschlafen).
Und ganz ehrlich: Schlafentzug ist echt fies! Ich werde innerhalb kürzester Zeit extrem dünnhäutig (also noch viel mehr als sonst). Die Gedächtnisleistung lässt auch ganz schnell extrem nach. Da fragt man sich dann tatsächlich, welcher Wochentag ist, ob das Kind innerhalb der letzten Zeit eine neue Windel bekommen hat oder ob man selbst eigentlich heute schon was gegessen oder wenigstens getrunken hat. Amnesty International schreitet normalerweise bei Schlafentzug ein, weil es unter Folter fällt. (Wo sind die, wenn man die mal braucht??? Hier hat sich keiner von denen gerührt.)
Zwei Wochen nach dem Urlaub hatte der Spuk dann langsam ein Ende. Allerdings möchte das Kind nachts jetzt wieder alle drei Stunden trinken, die Abstände waren vorher schon mal länger. (Außerdem bevorzugt der kleine die rechte Seite und möchte die linke immer nicht so wirklich leer trinken, wobei ich ihn gelegentlich austricksen kann, wenn ich im Liegen stille.) Dafür ist immerhin der Tagschlaf wieder in größeren Happen möglich, Einschlafen aber immer noch mit der Körperkontaktklausel. Ich versuche weiterhin, möglichst immer noch ein Stündchen mitzuschlafen (beim ersten Kind geht das ja noch, wie macht man das ab dem zweiten???).
Allerdings legte der kleine Mann dann noch schnell einen Durchfalltag ein. Ihm ging es eigentlich nicht schlecht, er war nur etwas motzig und ich war mehr oder weniger die ganze Zeit damit beschäftigt, entweder Windeln zu wechseln oder das Kind mit weiterer Flüssigkeit zu befüllen. Letzteres und die zuvor geschilderten Brüllattacken beim Stillen führten dann schon zu einer wundgenuckelten Brust und einer erhöhten Milchproduktion.
Aber das reichte noch nicht, nein, das dicke Ende kam erst noch: es mußte dann auch noch ein Milchstau* mit verstopftem Milchkanal sein. Ehrlich? Das sind Schmerzen, die wünscht man seinem ärgsten Feinde nicht. Ich hab quasi stündlich mit stark ansteigendem Fieber gerechnet und schon den werten Gatten instruiert, was dann zu tun sei (es war natürlich Wochenende). Allerdings hat das Kind sich dann Montag früh erbarmt und wirklich unter Aufbietung aller Kräfte die gestaute Seite so gut wie möglich leer getrunken, obwohl es nicht seine Lieblingsseite war. Ich konnte danach dann den verstopften Milchkanal befreien (ich Held in Socken wäre allerdings danach fast umgekippt, denn sowas ist ECHT NICHT SCHÖN!!!) und noch ein paar Mal stillen später gings dann langsam wieder. Außerdem hat das Kind danach noch zwei Stunden am Stück geschlafen mit nur partiellem Körperkontakt und ich immerhin eine.
Hallelujah! Also, langsam gehts jetzt wieder.
Brust-Schimpf-Phase, Entwicklungs- und Wachstumsschub**, Klebi-Baby, Schlafentzug, Durchfallkind, Milchstau, verstopfter Milchkanal - alles auf einmal in nur drei Wochen. Sowas brauche ich trotzdem so schnell nicht wieder. Also eigentlich nie, wenn ichs mir aussuchen könnte. Ächz.
Jetzt bitte wieder zurück zum Normalprogramm. Gern auch ganz langweilig.
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* Das fühlt sich dann so an, als hätte man kleine Milky Ways in der Brust. Außerdem ist die Brust heiß und extrem berührungsempfindlich. Dagegen hilft primär, das Kind möglichst oft an der gestauten Seite trinken zu lassen. Häufiges Anlegen des Kindes führt dann allerdings auch wieder zu höherer Milchproduktion (Angebot und Nachfrage halt). Abpumpen führte leider auch nicht zur gewünschten Erleichterung, sondern bloß zu noch strapazierteren Brustwarzen.
** das Kind kann jetzt gezielt greifen und noch ein paar Dinge, es ist in den drei Wochen 3 cm gewachsen und ein gutes halbes Kilo schwerer.
1 Comments:
Wir sind seit etwa einer Woche auch wieder bei nächtlichem 2- bis 3-Stunden Takt. Halb 8 ins Bett. Nachtanken um 10, um 1, um 3, um 6. Anstrengend.
Ich hab aber den Eindruck, dass Baby A nicht aus Hunger wach wird. Vielleicht liegts an der rasanten Entwicklung derzeit? (Heute hat er sich mit voller Absicht vom Bauch auf den Rücken gedreht. Hab ein wenig Angst vor dieser Nacht.) Etwa zweimal trinkt es nachts 'richtig'. Ansonsten trinkt es nur so 5 bis 10 min und schläft dann an der Brust ein.
Hier auch Andocken-Trinken-Abdocken-Schreien-Andocken-Trinken-Abdocken-Schreien usw. zumeist abends.
Und ich kann Dir sagen: Eine Mastitis ist noch schlimmer als ein Milchstau (was man sich kaum vorstellen kann). Ich hatte ernsthafte Selbstmordgedanken, wobei ich da noch nicht diagnostiziert hatte, was ich habe. Ich hatte zu Beginn einfach nur furchtbare Ganzkörperschmerzen (sogar die Haut tat weh). Das wünscht man wirklich niemandem. Meine Therapie: Häufiges Anlegen, vor dem Anlegen wärmen, nach dem Stillen kühlen, Quarkwickel. Und Quarkwickel sind wirklich ekelhaft, weil trotz aller Abdichtungsmaßnahmen immer irgendwie alles nass wird.
Also: Minimeins die Seitenpräferenz nicht durchgehen lassen, sonst bekommst Du am Ende wieder einen Milchstau.
Grüße aus der Ferne!
By ichbindiegute, at 30. September 2012 um 22:06
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