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bees Wohnzimmer

Donnerstag, April 26, 2012

Ratschläge

Sobald man schwanger ist, bekommt ja Ratschläge von allen möglichen Leute. Der Mann meinte mal, daß jeder, der schon mal ein Kind gesehen hat, einen Kommentar parat hat. Ganz so schlimm ist es meines Erachtens zwar nicht, aber so manche Kommentare oder Aktionen finde ich ausgesprochen unpassend. Hier meine 3 No-go-Highlights.

1. Ungefragt den Bauch anfassen

Es kommt natürlich immer ein bißchen drauf an, wer der Anfasser ist, beim werten Gatten habe ich damit natürlich kein Problem, ebensowenig beim Arzt/Arzthelferin oder der Hebamme. Bei fast allen anderen - auch wenn wir uns lange kennen - würde ich aber lieber vorher gefragt werden, ob sie denn mal anfassen dürfen. Ich möchte einfach meinen persönlichen Abstand wahren, das war schon immer so. Ich mag eine gewisse (räumliche) Distanz.

Bei den ersten Malen Angrapschen war ich so perplex, daß ich vor lauter Überraschung keinen Ton rausgebracht und das ganze über mich ergehen lassen habe. Inzwischen schimpfe ich empört los, wenns passiert, aber die meisten haben es nach dem ersten Mal kapiert. 

Mal ehrlich, ich grapsche anderen ja auch nicht einfach so an die Eier oder die Brust. (Sollte ich vielleicht mal tun bei diesem Anfassern...) 


2. "Und, hast Du schon Angst vor der Geburt???"

Saublöde Frage, oder?

Kommt primär von sehr jungen Kolleginnen, die sich selbst meistens noch nicht mit der Familienplanungsfrage beschäftigt haben oder sich das einfach (noch) nicht vorstellen können. Ist ja auch in Ordnung, aber
- es ist absolut kontraproduktiv, falls ich tatsächlich (große) Angst vor der Geburt hätte
- ich kann es eh nicht erklären, warum ich keine Angst davor habe, wenn mein Gegenüber durch diese Frage signalisiert, daß es für sie selbst an eine Horrorvorstellung grenzt.

Ich konnte mir so eine Geburt und die damit verbundenen Schmerzen auch nie vorstellen, bevor ich schwanger wurde. Am Anfang war die Geburt für mich auch noch ausgesprochen surreal. Je weiter die Schwangerschaft fortschritt, desto realer wurde das Thema dann aber. Angst habe ich trotzdem nicht (noch nicht?). Warum? Tja, schwierig zu erklären. Raus muß es ja nun mal, das Kindchen, und beamen funktioniert irgendwie bis heute nicht so gut. Natürlich ist das ganze mit Schmerzen verbunden. Schmerzen, die ich mir momentan noch nicht gut vorstellen kann, was vielleicht gar nicht so nachteilig ist (muß ich das ganze eben auf mich zukommen lassen). Andererseits, wenn so ein Körper das nicht durchstehen könnte (sei es nun mit oder ohne Schmerzmittel), hätte die Natur das anders eingerichtet. Und am Ende hat man ein süßes Baby (und jede Menge rosarote Hormone, die den Schmerz flugs vergessen lassen, habe ich mir sagen lassen), es ist also keine sinnlose Prozedur. (In dem Moment selber mag ich das anders sehen, aber das ist der momentane Stand der Dinge. Sollte es sich ändern, sag ich Bescheid.) Außerdem ist so eine Geburt ja nicht nur das Ende der Schwangerschaft, sondern gleichzeitig der Anfang eines neuen Menschenlebens. Also nur so eine Art Transit, wenn man will. Hierüber kann ich tatsächlich relativ rational denken.


3. Horrorgeschichten über Kaiserschnitte von Leuten, die garantiert noch nie einen gesehen haben

Zugegebenermaßen habe ich ziemlich Angst vor einem Kaiserschnitt. Erst mal kommen sie mit so riiiiieeeeeesigen (der geneigte Leser möge an dieser Stelle die bekannte Handbewegung eines Anglers, der "soooooo einen großen Fisch gefangen" hat, durchführen) Pferdespritzen. Ich finde Spritzen gar fürchterlich, eine gut gepflegte Phobie. Blut abnehmen und Impfen klappt inzwischen einigermaßen, ich muß ja nicht hingucken, aber alles andere: waaaah!!! Von daher ist Akupunktur auch einfach nicht vorstellbar für mich, weil ich total verkrampfen würde.

So, nach der Pferdespritze wird man dann aufgeschlitzt. Auch keine so prickelnde Vorstellung... (ich führe das jetzt nicht weiter aus - das ist ein Thema, das ich eben nicht rational betrachten kann.) Ich meine, wenn es unbedingt notwendig ist, werde ich auch das überstehen, aber so lange ich einen Kaiserschnitt vermeiden kann, möchte ich das auch gerne tun. (Eine Mutter, die ihr Kind per Kaiserschnitt bekam, sagte mir: "Die Schmerzen kommen so oder so, entweder vorher bei der normalen Geburt, oder nachher nach dem Kaiserschnitt." Es ist halt doch eine große Bauchoperation.)

So, und jetzt stellt Euch folgendes vor: ein männlicher Mittsechziger, der im klinikfernen Verwaltungsbereich tätig ist, dessen eigene Kinder auf die Welt kamen, als Männer noch draußen bleiben mußten bei der Geburt und dessen Enkelkinder sicher auch ohne die direkte Anwesenheit des Großvaters geboren wurden, erzählt Euch beim Mittagessen (!) in aller Ausführlichkeit, wie er sich so einen Kaiserschnitt vorstellt. Unter besonderer Berücksichtigung des Momentes, wenn das Skalpell angesetzt wird (sogar jetzt werd ich leicht grünlich im Gesicht, während ich diese Situation, die schon einige Zeit her ist, nur schildere... urks).

Der gute Mann, dem ich mal unterstelle, in diesem Bereich schlichtweg keine Ahnung zu haben, ließ sich auch durch meine höflich vorgetragene Bitte, dieses Thema doch bitte nicht beim Mittagessen zu erörtern und auch danach nicht, da ich eine gewisse Angst vor einem solchen Eingriff hätte, einfach nicht davon abbringen, seine Meinung kundzutun. Was angefangen wird, wird auch zu Ende erzählt, ohne wenn und aber. Mein Mittagessen hab ich an dem Tag übrigens nicht ganz geschafft, falls es jemanden interessiert. Und das mir, die ich wirklich gerne und gerne viel esse.

Ich fand es jedenfalls schlimm. Nachvollziehbar, oder?

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3 Comments:

  • Als jemand der bei so einem Kaiserschnitt anwesend war und danach auch durchaus intensiven Kontakt mit der Protagonistin hatte und immer noch hat ;-) kann ich Dir sagen: die von Dir angesprochene Mutter hat Recht.
    Ansonsten ist das bei uns sehr problemlos abgelaufen und Angst sollte man sicher in dem Rahmen haben, den man auch bei jeder anderen Routine-OP hat oder hätte.
    Es kommt eh wie es kommt und verrückt machen im voraus macht wenig Sinn.

    By Blogger Andreas, at 26. April 2012 um 23:01  

  • Eben, darum fand/finde ich das ja so unpassend, daß der Mensch, der keine Ahnung hat, seine Vorstellung, wie das abläuft, so vor mir ausbreitet. Und dann noch beim Essen...

    By Blogger Sabine, at 26. April 2012 um 23:22  

  • Zu 3: Was für ein Idiot.

    Ich könnte dazu sagen (als Mensch, der bei vollem Bewusstsein aufgeschnitten wurde und sich die dämlichen Gespräche des OP-Teams anhören musste (Nächstes mal: Oropax für nach dem ersten Schrei, wenn's schon keine Vollnarkose gibt)): Es ist alles noch VIEL VIEL schlimmer.

    Zu 2: Die Frage nach der Angst kam übrigens bei mir auch. Von der besagten Kollegin. (Sie hat übrigens letztes Jahr zum ersten Mal entbunden. War aber über ihre Entbindung sehr einsilbig. 'War nicht so toll. Aber ich wusste ja auch überhaupt nicht, was auf mich zukommt.'
    - ACH! Ich war ob dieser Einsicht echt erstaunt.)

    (Eigentlich packe ich für den morgen beginnenden Urlaub. Aber Kofferpacken macht gar keinen Spaß. Das Kind schläft. Da lese ich doch lieber uralte Blogposts. Ich prokrastiniere, also bin ich.)

    By Anonymous ichbindiegute, at 1. Oktober 2014 um 14:49  

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