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bees Wohnzimmer

Montag, Juli 17, 2006

Tag der verschlossenen Tür oder: Frostwochen bei der Bahn

Gestern war ich in München und habe mir diese Ausstellung in der Residenz angesehen.

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Sehr sehenswert im übrigen, falls es jemanden interessiert. Diese (Sonder-)Ausstellung läuft noch bis zum 13.8. - Hingehempfehlung. Während ich also so durch die Residenz schlenderte, kam ich an einem Pfeil vorbei, der ortsunkundigen wie mir den Weg weisen sollte. Ihm folgte ich mal ganz unverbindlich und landete durch eine mit "Exit" beschriftete Tür in diesem Saal:

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Den hab ich mir auch angesehen und am gegenüberliegenden Ende fand sich eine grooooooße Tür, die sogar angeleuchtet wurde, wie man auf dem obigen Bild schon sieht. Und was genau wird da beleuchtet? Genau, folgendes Schild nämlich:

Bild 2

Also versuchte ich, diese Tür zu öffnen, ging aber nicht. Naja, da es sich um ein recht großes Exemplar handelte, versuchte ich es also mit ein bißchen mehr Kraftaufwand... drücken, ziehen, linker Flügel, rechter Flügel - nix. Ein bayrischer Aufseher, der am aneren Endes des Saals neben der Tür mit dem Schild "Exit" stand, durch die ich in den Saal hineingekommen war, brüllte mir dann einmal quer durch den Saal zu (siehe oben, selbiger war recht groß und spärlich bemöbelt, die Akustik also pompös): "Des is ka Ausgang!"

Ach ja, danke für den Hinweis. Dann sollte man vielleicht das Schild
a) abschrauben oder
b) nicht noch anstrahlen.

Toll, sehr netter Mensch, wirklich. War auch nicht peinlich oder so... nee, gar nicht. Man läßt sich als Museumsbesucher ja gerne mal über eine größere Distanz akustisch informieren.

Also verließ ich den Saal durch den gleichen Ausgang, durch den ich auch hineingekommen war. Dabei fällt mir gerade auf, daß es eigentlich gar keine Möglichkeit gab, den Saal zu betreten - es gab zwar zwei Ausgänge, aber keinen Eingang. Hm... Wahrscheinlich war ich gar nicht drin [1]. Das wirds sein...

Der weitere Verlauf der Ausstellung war dann aber wieder sehr nett und informativ. Besonders angetan hatte es mir folgende Karikatur: Napoleon backt deutsche Könige.

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Gegen Ende taten mir zwar die Füße weh, aber es hat sich doch gelohnt. Da ich noch ein bißchen Zeit hatte, trieb ich mich im Garten der Residenz rum, bevor ich wieder mit der Bahn gen Bamberg reiste.

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Letztlich war ich nämlich für 3 1/2 Stunden Ausstellung rund 8 Stunden unterwegs. Die Bahn und das Bayernticket [2] machens möglich.

Morgens bin ich mit Martin [3] und (s)einer Gruppe Schülern hingefahren (die hatten noch Platz für Mitfahrende) - vier Stunden durch fränkische und bayrische Lande schaukeln. So'n Zug hält ja an jeder zweiten Milchkanne, aber ich hatte ja Lektüre dabei. Außerdem ist der Zug prima klimatisiert. Bei den Temperaturen derzeit ist das ja durchaus erfreulich. Allerdings mußte ich doch zum Pullover greifen, um nicht blitzeblaugefroren in unserer schönen Landeshauptstadt anzukommen. Aber macht ja nix. In der Residenz wars nur teilweise kühl, da konnte ich dann ein bißchen auftauen. Auf dem Rückweg dann das gleiche Spiel: niedrige Temperaturen und die Aussicht auf weitere vier Stunden Bummelzug mit Umstieg in Nürnberg. Außerdem Unterhaltung durch eine Gruppe von ca. 30 Cheerleaderinnen im Alter von ca.- 8 bis 17. Wir lernen: Cheerleader sind vor allem eines - laut. Verdammt laut. (Ich war eh schon prä-genervt ob des Inhaltes meiner Lektüre, aber das Gekreische konnte ich nicht mal via iPod übertönen.) Also schaukelten wir zunächst durch bayrische, dann durch oberpfälzische Landschaft und zuletzt durch fränkische. In Nürnberg brauchte ich nicht mal die vorgesehene halbe Stunde auf dem Bahnsteig zu vergammeln, da der Anschlußzug sogar schon dortstand und mir jede Menge cheerleaderfreie Sitzplätze anbot. So enterte ich gutgelaunt das Anlagevermögen der deutschen Bahn und ließ mich nieder.

Zuerst kamen die Cheerleader wieder. Hm, naja, kann man nix machen, dies ist ein freies Land, also die Musik ein bißchen lauter gedreht, was andererseits die Konzentration auf die Lektüre (mittlerweile eine andere) erschwerte. Aber nun, dies ist... s.o. Zur vorgesehenen Abfahrtszeit passierte - nix. Naja, vielleicht wartet man auf einen Zug, damit die Reisenden ihren Anschluß nicht verpassen. Haben wir in Regensburg ja auch schon getan. Und vielleicht hab ich einfach die Ansage überhört, weil meine Musik so laut war. Nein, alles falsch. Die Ansage kam, ich hörte sie aber nur zum Teil. Nicht etwa wegen der lauten Musik, nein, die Ohrstöpsel kann man ja auch rausnehmen, vielmehr hinderten mich die kreischenden Cheerleader (wieso steigen die bei einem Zug mit ca. 10 Waggons ausgerechnet in den ein, in dem ich mich befinde??? [4]) am genauen Verfolgen der durchgegebenen Informationen. Die lauteten nämlich in etwa, daß der Zug leider noch zusammengefügt würde, man aber nicht wüßte, wie lange das noch dauerte (so schnell kann man ein eben revidiertes Bild der Bahn wieder kaputtmachen) - wobei ich mich fragen, warum die das nicht wissen: die machen das doch täglich, oder? - und man die Fahrgäste daher bäte, statt des Regionalexpresses doch die 5 Minuten später von Gleis *nuschelnuschel* abfahrende Regionalbahn [5] zu nehmen. Also stieg ein ganzer Zug voll Reisender inkl. der Cheerleadertruppe innerhalb kürzester Zeit von Gleis 4 in einen Zug auf Gleis 19 (ja, *nuschelnuschel* bedeutet 19) um. Gute Katastrophenübung. Im Zug allerdings dachte ich, daß mir schier das Trommelfell zerbirst. Richtig, die Cheerleader... Meine Güte. [6]

Außerdem stand ich vor der nächsten verschlossenen Türe... Man stelle sich vor, daß gefühlte 2 Millionen Reisende über die Treppen auf den Bahnsteig strömen. Entsprechend bilden sich große Menschentrauben vor den Zugtüren. Sabine denkt sich: da nehme ich doch vielleicht lieber eine Tür, vor der nicht so viele Menschen stehen, zum Beispiel eine, die nicht direkt am Treppenaufgang liegt. Gesagt, getan. Ich rüttle also an der Tür, die genau zwischen zwei Aufgängen lag - und muß, als schon mehrere Menschen hinter mir standen und warteten, daß ich die Tür endlich öffne, feststellen, daß oben im Fenster dieser Tür (so groß bin ich nicht und so hoch gucke ich meistens nicht, wenn ich schnell in einen Zug springen will) ein Schild hängt. Selbiges besagt, daß diese Türe leider nicht funktioniert und man eine andere nehmen möge. Tja, Eigentor. Da denkt man mal, und dann isses doch wieder falsch. Es fand sich dann aber eine andere, die bereit war, mich einzulassen in den Zug. Außerdem war die Laufübung ganz gut geeignet, wieder ein wenig anzutauen nach der Frostung vorher.

In Forchheim durften wir dann wieder umsteigen in den ursprünglichen Zug (RE), der dann auch nur mit einer guten Viertelstunde Verspätung in Bamberg eintrudelte. Fazit: wär ich mal gleich in dem RE sitzengeblieben. Keine Cheerleader, keine verschlossenen Türen, keine Halte in Orten, die nie ein Mensch gesehen hat. So kanns kommen. Nichtsdestotrotz hab ich vom Bahnfahren vorerst mal wieder genug, jedenfalls was Bummelzüge angeht.

Und hier wird (trotz des unsäglichen Bildes im header) SPD-Wählern erklärt, warum man in Deutschland die Unternehmenssteuern senken sollte.

Ach ja, die anstrengende Lektüre: ich hatte ein paar Kommas eingepackt, die ich in einer DA über das Antidiskriminierungsgesetz bzw. Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verteilen sollte. Aber leider entgeht einem der Inhalt dennoch nicht völlig, wenn man nur auf die Orthographie achtet. Mein Fazit: meine Güte, Arbeitgeber sein macht in diesem Land bald wirklich keinen Spaß mehr. Auf was man alles achten muß, wenn man eine Stellenanzeige aufgibt oder einen Bewerber ablehnt... Grauenvoll.
________________________
[1] Angewandte Mathematik: In einen Raum gehen 2 Leute hinein und 3 kommen raus. Jetzt muß noch einer hineingehen, damit der Raum leer ist.
[2] Kulanterweise gilt das Bayernticket sogar in Franken.
[3] Ja, es gibt Lehrer, mit denen ich ganz gut auskomme - aber mit denen wohne ich ja auch nicht zusammen.
[4] Murphy sein Gesetz, ich weiß schon... *seufz*
[5] Der RE hält an jeder 2. Milchkanne und braucht für die 55 km von Nürnberg nach Bamberg eine 3/4 Stunde. Die RB hält an jeder Milchkanne und braucht für die gleiche Strecke eine ganze Stunde. (Zum Vergleich: bis Würzburg fährt man auch nur eine Stunde, das sind allerdings rd. 100 km.)
[6] Nein, so schlimm war ich früher nicht. Vor allem nicht soooo laut. Auch nicht in der Gruppe.

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