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bees Wohnzimmer

Samstag, September 17, 2005

Tour de Rathaus

Ja, hallo erstmal, ich weiß gar nicht, ob Sie's schon wußten... aber irgendwie komm ich grad net zum Schreiben oder mir fällt nix ein. Schweinerei, ich weiß.

Nun wurde ich tatsächlich nicht (nur) durch äußere Störungen davon abgehalten, sondern war der Meinung, daß es vermutlich niemanden interessiert, daß ich auf meinem Sofa liegend ein (zwei, viele) Buch las und ein paar Folgen Scrubs geguckt habe.

Zugegeben, dazwischen kam mir der eine oder andere Gedanke in den Kopf (wurde ja auch durch nichts aufgehalten), der aber höchstens für 2 Sätze gereicht hätte, was dann ja auch ein bißchen mager ist. Also, was kommt bei sowas raus? Nix. Niente. Nada. Rien...

Heute dahingegen passierten Dinge bzw. habe ich ungefähr 36km zu Fuß im Bamberger Rathaus (und nicht nur da) zurückgelegt... Wie kommt solches, wird sich der geneigte Leser gleich fragen (oder auch nicht, weil er es beim Weiterlesen ja eh erfährt). Nun, es begab sich aber, daß gerade heute die nächste Erasmuswelle anrollt(e). Nun bin ich dieses Semester kein Erasmustutor mehr (schluchz) und muß mein trotzdem gelegentliches Leute-Betüddeln-Bedürfnis anderweitig kompensieren. Nun kam gestern abend eine meiner Tandempartnerinnen aus Frankreich an (die zweite kommt Anfang Oktober) und ich hatte - weil der gemeine fränkische Pestheimhausmeister nach 21h nicht mehr arbeitet (kann ich ihnm allerdings auch nicht verdenken) - ihren Schlüssel organisiert, damit sie wenigstens in ihre Bude kommt. Außerdem habe ich ihr angeboten, ihr heute bei dem ganzen administrativen Krams, der am Anfang anfällt, zu helfen, was sie dankend angenommen hat.

Nachdem wir Hausmeister (fränkisch) und Bank (leider auch sehr fränkisch) abgehakt hatten, sind wir zum Rathaus marschiert, um das Mädel anzumelden. (Wie hieß das früher? Polizeiliche Meldestelle? Nee, irgendwas muß ich da verwechseln...) Also sind wir zum Einwohnermeldeamt gestiefelt, da weiß ich ja mittlerweile, wo es sich befindet (diverse Umzüge...) und haben ein Formular ausgefüllt. Ist mir ja noch nie so aufgefallen, weil ich durch gelegentliche Kontakte mit Gesetzestexten und Finanzbeamten in der Hinsicht vermutlich ziemlich abgehärtet bin, aber: Beamtendeutsch ist ja schier unverständlich, wenn man als der deutschen Sprache nicht unbedingt mächtiger versucht, ein solches Formular korrekt auszufüllen. Nun, wir haben es tatsächlich vollbracht und während Florence wartete, daß ihre Nummer aufgerufen wurde, bin ich meiner Staatsbürgerpflicht nachgekommen, indem ich mich auf die Suche nach dem Wahlamt gemacht habe, damit ich meine Stimmen abgeben konnte. Trotzdem durfte ich danach weiterreden. Die Suche nach dem zum Wahlamt umfunktionierten kleinen Sitzungszimmer war auch nicht weiter kompliziert, da gut ausgeschildert und deutlich lesbar (nur ansatzweise Frakturschrift...). Also machte ich brav meine Kreuzchen, tütete weisungsgemäß den blauen Umschlag mit dem Wahlzettel intus zusammen mit dem Wahlschein in den rote Umschlag und versenkte alles zusammen in einer extra bereitgestellten Urne. Blitzlichtgewitter gab es keines, bin ja auch nicht so bekannt und wichtig wie unser aller Bundesgerd.

Also kehrte ich zurück zum Einwohnermeldeamt, wo sich wenig getan hatte... Nach etlichen Stunden des Wartens (so ca. 0,25) durfte Florence endlich so ein Kabüffchen betreten, um ihr Formular loszuwerden. Und - mal ganz unter uns - irgendwie sind doch die beamteten Menschen im Einwohnermeldeamt besonders seltsam, oder? Kommt mir jedenfalls so vor... Geriet ich beim letzten Mal noch an eine Frau, die ein riesiges Kreuz um den Hals trug, das auf ihrem Busen ruhte (nun, dort war Platz), so daß man Angst haben mußte, sie würde in Kürze vornüber kippen, wurde uns heute die Ehre zuteil, einem Exemplar Marke "Stock verschluckt" zu begegnen. Sie sprach "Grüß Gott", nahm schweigend das Formular entgegen, verglich die Angaben schweigend mit denen des (französischen) Personalausweises, malte ebenso schweigend ein bißchen darauf rum (haben ihr unsere gesammelten Werke nicht gefallen?), tippte dann weiterschweigend eben diese Angaben Buchstabe für Buchstabe in ihren Computer ein (das liest sich nicht nur langwierig, das war es auch!), um dann kurz um Überprüfung der bereits überprüften Daten zu bitten und dann das gesamte Werk abzeichnen zu lassen. Daraufhin wurde uns noch mitgeteilt, daß man sich als Ausländer in Zimmer 117 zu melden habe. Folglich haben wur uns auf die Suche nach dem heiligen Gral - äääääääääääääh, dem Zimmer 117 gemacht und dabei weite Teile des guten alten Neuen Rathauses durchquert. Weitläufiges Gebäude, muß ich schon sagen, viele Gänge, Treppen und Winkel... Wie durch ein Wunder fanden wir den Raum NICHT. Also noch mal zurück zum Einwohnermeldeamt und aha! - es gibt noch einen Nebenausgang ganz hinten (war mir nie aufgefallen), der dann auch tatsächlich zu Raum 117 führte. An der Tür hing ein Schild - nein, nicht wegen Umbau geschlossen - man möge sich doch in Raum 118 einfinden. Der war glücklicherweise direkt daneben (wer den Asterix-Film kennt, in dem sich die 2 Helden in dem Haus, das Verrückte macht, herumtreiben, kann vielleicht nachvollziehen, warum ich das hier überhaupt erwähne. In der Feki ist Raum 384 ja auch nicht neben 383 zu suchen, sondern bei 301.) angeordnet, so daß wir nur 6 Menschen abwarten mußten, um ebenfalls in diesen Raum zu gelangen. Dort wurde uns dann gesagt, daß Florence jetzt noch gar nichts EU-Bescheinigungs-artiges bekommen könne und daher tunlichst am Mittwoch oder Donnerstag unter Vorlage ihres Studentenausweises wieder zu erscheinen habe. Warum das so ist?
Vielleicht, weil Freitag ist.
Oder weil es geht.
Man weiß es nicht.
Die Begründung von offizieller Seite (also beamtlicherseits) war, daß sie sich ja soeben erst angemeldet habe (darum hat uns die gute Frau in ihrer Redseligkeit ja auch direkt (!) weitergeschickt) und sie daher noch nicht im Computer sei (wohl wahr, sie stand neben mir). Da fragt man sich: sitzt in dem Computer (vielleicht eher Kompjuter) ein kleiner Kobold, dem per Tastatur zwar die entsprechenden Daten eingetrichtert wurden, die dann jedoch wieder auf Papier transkribiert werden, um schließlich per pedes auf dem großen Dienstweg und von Amts wegen in die Ausländerbehörde getragen zu werden? Hallo? Daten? Digital? Netzwerk??? Obwohl - in Franken dauert ja bekanntlich alles etwas länger bzw. kommen Neuerungen erst später... Gab es vor 20 Jahren schon vernetzte Computer in Behörden?

Naja, nachdem wir in der Ausländerbehörde also diese wichtige Instruktion erhalten hatten und also quasi unverrichteter Dinge von dannen ziehen konnten, habe ich immerhin noch daran gedacht, gelbe Säcke zu besorgen...

Die ganze Odyssée hat eine geschlagene Stunde gedauert. Wir haben dann noch diverse andere Erasmus-relevante Dinge erledigt (und ich kam im Auslandsamt endlich zu meinem Kaffee), uns die Hacken innerorts abgelatscht (wobei ich einen wahlkämpfenden Herrn Schmidt sah), festgestellt, daß Gebrauchtfahrräder bei Rad im Hof bei 200 € anfangen (Angebot ausgeschlagen), etc. pp. und sind ziemlich naß geworden. Tod durch Ertrinken...

Naja, jedenfalls kann man so dann auch einen Tag rumbringen. Das Licht in der Küche habe ich wieder nicht repariert, weil ich dazu Tageslicht brauche. Nicht etwa die Birne ist kaputt, sondern irgendwas anderes, also entweder die Lüsterklemme anner Decke oder die Lampe als solche. Muß man mal nachgucken. Derzeit behelfen wir uns in der Küche tatsächlich nur mit der Lampe an der Dunstabzugshaube - wird es laut statt hell, hat man den falschen Schalter erwischt - und bei der Suche nach eben diesem Schalter fuhr ich auch versehentlich durch den Staub auf der Haube. Brrr. Könnte man auch mal entfernen, oder? Aber wie war das? Dreck, den man nicht sieht, ist sauber? Und den besagten Dreck sehe ich nicht (war ja dunkel), dazu verfüge ich nicht über genügend Körpergröße.

Man sollte sich um diese Uhrzeit keine Gedanken über unsichtbaren Staub machen. Wie war das mit meinem Hang zu Kleinigkeiten???

In diesem Sinne: eine gute Nacht.

PS: Die Handwerker sind hoffentlich (!) fertig. Am Montag fahre ich wieder in den Urlaub... da lohnt es sich dann ja auch gar nicht, rumzulärmen.