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bees Wohnzimmer

Donnerstag, Februar 16, 2006

Zensur im Kopf

Vorhin kam der Mitbewohner reingeschlappt, wedelte mit papiernem und meinte:

K: Bist Du in der Stimmung für Nachrichten?
S: ??? - Nebenkostenabrechnung?
K: Ja.
S: Gute oder schlechte Nachrichten?
K: Was verstehst Du unter schlechte Nachrichten?
S: Alles über 10 Euro.

Wie sich herausstellte, waren es sehr schlechte Nachrichten. Immer diese außerordentlichen Belastungen am Monatsende...

Nun zu etwas völlig anderem:
Nachdem die dänischen Mohammed-Karikaturen ja ziemlich hohe Wellen geschlagen haben (Spiegel, Bee-to-bee, etc. berichteten), regt man sich jetzt über eine aus dem Tagesspiegel auf.

Also, ich dachte ja schon bei den dänischen, daß es doch schwer übertrieben ist, aber im taz-Fall sogar noch mehr. Vor allem, da letztere Zeichnung auf ein rein innenpolitisches Thema (Bundeswehreinsatz bei der WM, Herr Schäuble wollte da mal ein bißchen abordnen) abzielt.
Wo kommen wir denn da hin, wenn man als Journalist bzw. Karikaturist jetzt schon detailliert jede noch so mindere Randgruppe in die Überlegung mit einbeziehen muß, ob man davon jetzt jemandem auf den Schlips getreten sein könnte und/oder sich damit Morddrohungen einhandelt? Meinungsbildung ist ja schließlich Aufgabe des Journalismus, und dazu gehört meines Erachtens auch die Tätigkeit eines Karikaturisten. Meinungsfreiheit ist ja nicht überall so verbreitet wie in hiesigen Landen und auch Humor ist rein subjektiv, aber diese Zensur im Kopf geht mir zu weit. Das sind ja schon fast stasiähnliche Zustände... Dann dürften auch Bücher wie der überaus großartige ultimative Nahost-Friedensplan überhaupt nicht mehr veröffentlicht werden. Das Ergebnis ist dann eine einzige zugelassene, zensierte, armselige Meinung - wollen wir das?

Kleiner, hinkender, unpassender Vergleich:
Beim Bloggen gehts einem ja gelegentlich ähnlich, auch wenn man natürlich nicht die Massen der Welt erreicht. Nichtsdestotrotz läßt man sich ja schon gelegentlich von der Überlegung leiten, was man besser nicht, nicht so deutlich oder (ich sprach neulich mit Jürgen drüber) zumindest kryptisch verpackt schreiben sollte. Frau Gröner hat deswegen sogar ihre Kommentare abgeschaltet, was ich nun wirklich sehr schade finde, da sie zum Bloggen gehören wie der Kaffee zum Frühstück.

Zurück zum Thema. Ja, tragisch finde ich das. Jedem solle doch freigestellt sein, seine Meinung zu äußern. Sollte mir das nicht passen, was ziemlich oft der Fall sein dürfte, kann ich ebenfalls meine Meinung dazu kundtun. Im besten Falle - idealiter halt - entsteht so ein Diskurs.
Oder es passiert gar nichts. Der eine hat die eine Meinung, der andere eine andere Ansicht und gut is.

Jaja, und jedem, der mir nun Idealismus vorwirft, sei gesagt: Recht hoscht. Und gut is.

aktuelle Musik: keine, nur das Mithören der baßlastigen Emissionen der unter mir wohnenden.

2 Comments:

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