Landei, gekocht oder: Wenn einer eine Reise tut...
...dann kann er was erzählen...
Wenn man denn überhaupt soweit kommt.
So könnte man nämlich den Beginn meines Reisevorhabens nach Paris umschreiben.
Am Ende des (Mon)Tages konnte ich nämlich wie folgt Bilanz ziehen:
* 530 km
* 9 Stunden im Auto gesessen
* 6 Staus
* 1 verpaßter Flug nach Paris
* jede Menge fast bekommene: Anfälle, Hitzschläge etc.
Irgendwie hat das ganze etwas länger gedauert... Lange Rede, kurzer Sinn, ich wollte um 13h in Dortmund sein, um meinen Flug nach Paris zu erwischen, auch 14h hätte locker noch gereicht. Also bin ich auch brav um kurz nach 9 morgens in Bamberg losgefahren (leicht übermüdet, weil die Nacht eine recht kurze war, aber ich hatte ja Aussicht auf Schlaf im Flugzeug), um mal eben die rund 400 km bis Dortmund hinter mich zu bringen. Dauert normalerweise dreieinhalb bis vier Stunden. Der erste Stau wurde mir freundlicherweise schon nach 30 km irgendwo vor Schweinfurt präsentiert, war aber keine große Darbietung und hat auch nur eine viertel Stunde gedauert. Nun, die nächsten 320 km keine nennenswerten Vorkommnisse, bis dann netterweise 40 km vor meinem Ziel ein erhöhtes Verkehrsaufkommen mit einer Baustelle und dem Ruhrgebiet zusammentrafen. Eine unglückliche Konstellation, die dann nämlich spontan 12 km Stau generierte (automatisch und ohne Unterschrift gültig). Abfahren? Fehlanzeige... So ging die Zeit ins Land, ich befürchtete mehrere Hitzschläge (wenn man mittags zwischen überhaupt nicht Abwärme produzierenden Fahrzeugen rumsteht und einem außerdem die Sonne immer schön voll auf die 12 knallt, eine berechtigte Sorge) und telefonierte irgendwann mit Easyjet, als sich abzeichnete, daß es sich hier um eine längere Veranstaltung handeln könnte. Die nette Dame meinte aber auch nur, daß ich trotzdem zum Flughafen fahren sollte (naja, war ja auch nicht mehr weit), auch wenn ich den Flug schon ganz sicher verpaßt hätte, und dann - wenn noch Platz wäre - gegen Gebühr auf den nächsten Flug umgebucht werden könnte. Nun, immerhin...
Nach zwei eher unvergnüglichen Stunden durfte ich dann ganze 10 km zurücklegen, um ein weiteres Stündchen Sonne, Stillstand (diesmal absolut, nicht nur temporär), Hitze etc. genießen zu dürfen. Stau Nummer 3, präsentiert von zwei Autofahrern, die sich näher kennengelernt hatten. Immerhin hatte ich jetzt ganz sicher überhaupt gar keine Chance mehr, meinen Flug doch noch irgendwie zu erreichen. Auch was wert? Man weiß es nicht. Nach diesen drei Stunden Stausteherlebnis war ich ziemlich gut durchgekocht, quasi gegart. So hätte ich jedem Profiosterei ernstzunehmende Konkurrenz machen können!
Nur gute sechs Stunden nach meiner Abfahrt aus Bamberg war ich dann tatsächlich am Dortmunder Flughafen angekommen (zwischendurch hatte ich schon wieder einen leichten Anfall von Verschwörungstheorie und war beinahe der festen Überzeugung, den Dortmunder Flughafen gäbe es in Wirklichkeit gar nicht, und es wäre alles ein großer Betrug, analog zur Bielefeldverschwörung) und konnte meinen Flug umbuchen. Allerdings ging der nächste erst am nächsten Tag. Also Sarah - die ich in Paris besuchen wollte - mitgeteilt, daß ich erst am nächsten Tag käme, meine Verabredung mit Emeline und Lionel um einen Tag verschoben und Plan B entworfen. Nach Bamberg wollte ich nicht zurückfahren (nochmal 400 km???), also zu Hause angerufen und Asyl beantragt, was auch bewilligt wurde (wär ja auch traurich, wenn nicht). Sind ja nur weitere 120 km. Also wieder ins Auto, ab auf die Autobahn und siehe da, es war wohl Tag des Staus. Immerhin ein Stau, der noch so neu war, daß er es noch nicht mal in die Verkehrsnachrichten geschafft hatte. Oder der so alltäglich wie das Wetter ist (obwohl das ja auch fester Bestandteil so ziemlich jeder Nachrichtensendung ist). Hier bot sich jedoch die Gelegenheit, der Umleitung zu folgen, was angesichts der Uhrzeit (Feierabend) allerdings auch keine so brilliante Lösung war. In Kamen (es is a Kreiz) unternahm ich dann den nächsten Versuch, per Autobahn der Heimat näher zu kommen und stand - es wird jeden Leser maßlos erstaunen - in einem Stau, diesmal wieder dank erhöhten Verkehrsaufkommens in Koinzidenz mit einer weiteren Baustelle und (Achtung, Neuerung!) einem Autobahnkreuz. Auch das stand ich irgendwie noch durch... Aber aller guten Dinge sind sechs, ich bekam die Möglichkeit, nachdem ich es endlich auf die letzte zu benutzende Autobahn geschafft hatte, an einem weiteren Stau teilzunehmen. Immerhin konnte ich da ja auch schon auf eine gewisse Erfahrung zurückblicken. Vielleicht hätte ich bei der Staukonferenz ja sogar als Referent fungieren können (wenn ich nicht im Stau gestanden hätte, und damit leider nicht an dieser wichtigen Veranstaltung teilnehmen konnte. Das ist wie mit diesen Zeitmanagement-Seminaren: nie hab ich Zeit, daran teilzunehmen.). Also wieder runter von der Autobahn, denn lt. Verkehrsfunk handelte es sich dieses Mal um ein 9 km langes Exemplar und - Dreisatz angewendet - hätte somit nach der 12km-Erfahrung auch mit mindestens anderthalb Stunden zu Buche geschlagen, und der ausgeschilderten Umleitung gefolgt. Auf selbiger fuhr ich erst hinter einem unüberholbaren Trecker (mit Mistwagen - Landleben ist watching you) her, um danach - erfreut über die Abwechslung - endlich mal vor einer Baustellenampel zu stehen. Also eigentlich vor zweien. Mit jeweils 210-Sekunden-Taktung (für Rechenfaule: das sind 3,5 Minuten). Und schon ein paar Autos davor. Nun, in der nächstgelegenen Stadt (Beckum) wurde noch ein bißchen Feierabendverkehr organisiert, bevor ich dann die letzten Kilometer fahrend (nicht stehend) zurücklegen durfte. Wow. 130 km (Umleitungen sind raumgreifend) in nur zweieinhalb Stunden. (Das liest sich nicht nur langatmig, das war es auch!) Kann mal jemand die Durchschnittgeschwindigkeit des Tages ausrechnen? Demnächst nehme ich die Pferdekutsche, das ist auch nicht zeitraubender. Da ist man dann auch zack-zaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaack schon da.
Oder vierhundertzwölfter.
Das Wort "durchstehen" bekommt nach so einem Tag eine ganz neue Bedeutungsebene...
Ehrlich, ich nehme gleich eine Schere und schneide alles westlich einer Linie Soest-Beckum aus meinem Autoatlas raus. Fahren kann man da ja eh nicht (das heißt, man kommt auch gar nicht erst dahin) und Straßen, auf denen man rumstehen kann, gibt's auch in Bamberg.
Wenn man denn überhaupt soweit kommt.
Erst hatte ich kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu.
So könnte man nämlich den Beginn meines Reisevorhabens nach Paris umschreiben.
Am Ende des (Mon)Tages konnte ich nämlich wie folgt Bilanz ziehen:
* 530 km
* 9 Stunden im Auto gesessen
* 6 Staus
* 1 verpaßter Flug nach Paris
* jede Menge fast bekommene: Anfälle, Hitzschläge etc.
Irgendwie hat das ganze etwas länger gedauert... Lange Rede, kurzer Sinn, ich wollte um 13h in Dortmund sein, um meinen Flug nach Paris zu erwischen, auch 14h hätte locker noch gereicht. Also bin ich auch brav um kurz nach 9 morgens in Bamberg losgefahren (leicht übermüdet, weil die Nacht eine recht kurze war, aber ich hatte ja Aussicht auf Schlaf im Flugzeug), um mal eben die rund 400 km bis Dortmund hinter mich zu bringen. Dauert normalerweise dreieinhalb bis vier Stunden. Der erste Stau wurde mir freundlicherweise schon nach 30 km irgendwo vor Schweinfurt präsentiert, war aber keine große Darbietung und hat auch nur eine viertel Stunde gedauert. Nun, die nächsten 320 km keine nennenswerten Vorkommnisse, bis dann netterweise 40 km vor meinem Ziel ein erhöhtes Verkehrsaufkommen mit einer Baustelle und dem Ruhrgebiet zusammentrafen. Eine unglückliche Konstellation, die dann nämlich spontan 12 km Stau generierte (automatisch und ohne Unterschrift gültig). Abfahren? Fehlanzeige... So ging die Zeit ins Land, ich befürchtete mehrere Hitzschläge (wenn man mittags zwischen überhaupt nicht Abwärme produzierenden Fahrzeugen rumsteht und einem außerdem die Sonne immer schön voll auf die 12 knallt, eine berechtigte Sorge) und telefonierte irgendwann mit Easyjet, als sich abzeichnete, daß es sich hier um eine längere Veranstaltung handeln könnte. Die nette Dame meinte aber auch nur, daß ich trotzdem zum Flughafen fahren sollte (naja, war ja auch nicht mehr weit), auch wenn ich den Flug schon ganz sicher verpaßt hätte, und dann - wenn noch Platz wäre - gegen Gebühr auf den nächsten Flug umgebucht werden könnte. Nun, immerhin...
Nach zwei eher unvergnüglichen Stunden durfte ich dann ganze 10 km zurücklegen, um ein weiteres Stündchen Sonne, Stillstand (diesmal absolut, nicht nur temporär), Hitze etc. genießen zu dürfen. Stau Nummer 3, präsentiert von zwei Autofahrern, die sich näher kennengelernt hatten. Immerhin hatte ich jetzt ganz sicher überhaupt gar keine Chance mehr, meinen Flug doch noch irgendwie zu erreichen. Auch was wert? Man weiß es nicht. Nach diesen drei Stunden Stausteherlebnis war ich ziemlich gut durchgekocht, quasi gegart. So hätte ich jedem Profiosterei ernstzunehmende Konkurrenz machen können!
Nur gute sechs Stunden nach meiner Abfahrt aus Bamberg war ich dann tatsächlich am Dortmunder Flughafen angekommen (zwischendurch hatte ich schon wieder einen leichten Anfall von Verschwörungstheorie und war beinahe der festen Überzeugung, den Dortmunder Flughafen gäbe es in Wirklichkeit gar nicht, und es wäre alles ein großer Betrug, analog zur Bielefeldverschwörung) und konnte meinen Flug umbuchen. Allerdings ging der nächste erst am nächsten Tag. Also Sarah - die ich in Paris besuchen wollte - mitgeteilt, daß ich erst am nächsten Tag käme, meine Verabredung mit Emeline und Lionel um einen Tag verschoben und Plan B entworfen. Nach Bamberg wollte ich nicht zurückfahren (nochmal 400 km???), also zu Hause angerufen und Asyl beantragt, was auch bewilligt wurde (wär ja auch traurich, wenn nicht). Sind ja nur weitere 120 km. Also wieder ins Auto, ab auf die Autobahn und siehe da, es war wohl Tag des Staus. Immerhin ein Stau, der noch so neu war, daß er es noch nicht mal in die Verkehrsnachrichten geschafft hatte. Oder der so alltäglich wie das Wetter ist (obwohl das ja auch fester Bestandteil so ziemlich jeder Nachrichtensendung ist). Hier bot sich jedoch die Gelegenheit, der Umleitung zu folgen, was angesichts der Uhrzeit (Feierabend) allerdings auch keine so brilliante Lösung war. In Kamen (es is a Kreiz) unternahm ich dann den nächsten Versuch, per Autobahn der Heimat näher zu kommen und stand - es wird jeden Leser maßlos erstaunen - in einem Stau, diesmal wieder dank erhöhten Verkehrsaufkommens in Koinzidenz mit einer weiteren Baustelle und (Achtung, Neuerung!) einem Autobahnkreuz. Auch das stand ich irgendwie noch durch... Aber aller guten Dinge sind sechs, ich bekam die Möglichkeit, nachdem ich es endlich auf die letzte zu benutzende Autobahn geschafft hatte, an einem weiteren Stau teilzunehmen. Immerhin konnte ich da ja auch schon auf eine gewisse Erfahrung zurückblicken. Vielleicht hätte ich bei der Staukonferenz ja sogar als Referent fungieren können (wenn ich nicht im Stau gestanden hätte, und damit leider nicht an dieser wichtigen Veranstaltung teilnehmen konnte. Das ist wie mit diesen Zeitmanagement-Seminaren: nie hab ich Zeit, daran teilzunehmen.). Also wieder runter von der Autobahn, denn lt. Verkehrsfunk handelte es sich dieses Mal um ein 9 km langes Exemplar und - Dreisatz angewendet - hätte somit nach der 12km-Erfahrung auch mit mindestens anderthalb Stunden zu Buche geschlagen, und der ausgeschilderten Umleitung gefolgt. Auf selbiger fuhr ich erst hinter einem unüberholbaren Trecker (mit Mistwagen - Landleben ist watching you) her, um danach - erfreut über die Abwechslung - endlich mal vor einer Baustellenampel zu stehen. Also eigentlich vor zweien. Mit jeweils 210-Sekunden-Taktung (für Rechenfaule: das sind 3,5 Minuten). Und schon ein paar Autos davor. Nun, in der nächstgelegenen Stadt (Beckum) wurde noch ein bißchen Feierabendverkehr organisiert, bevor ich dann die letzten Kilometer fahrend (nicht stehend) zurücklegen durfte. Wow. 130 km (Umleitungen sind raumgreifend) in nur zweieinhalb Stunden. (Das liest sich nicht nur langatmig, das war es auch!) Kann mal jemand die Durchschnittgeschwindigkeit des Tages ausrechnen? Demnächst nehme ich die Pferdekutsche, das ist auch nicht zeitraubender. Da ist man dann auch zack-zaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaack schon da.
Es gibt Tage, da verliert man und es gibt Tage, da gewinnen die anderen. Manchmal wird man auch nur zweiter.
Oder vierhundertzwölfter.
Das Wort "durchstehen" bekommt nach so einem Tag eine ganz neue Bedeutungsebene...
Ehrlich, ich nehme gleich eine Schere und schneide alles westlich einer Linie Soest-Beckum aus meinem Autoatlas raus. Fahren kann man da ja eh nicht (das heißt, man kommt auch gar nicht erst dahin) und Straßen, auf denen man rumstehen kann, gibt's auch in Bamberg.
4 Comments:
Salut,
wollte doch schon seit ein paar Tagen mal gucken, wie so ein "Bamberger" Blog ausschaut *g*
Sehr schreibwütig, das gefällt mir, da habe ich ja in den nächsten Tagen einiges zum Lesen und Recherchieren...
Und für Frankreich sag ich mal:
Bon voyage!
Hätte ich jetzt auch Lust drauf, das letzte mal Paris ist schon fast ein Jahr her und mein Französisch rostet von Tag zu Tag mehr ein :-(
Gruß
Patrick
By Patrick, at 26. September 2005 um 20:55
Alors, le voyage est déjà fini, malheureusement...
Aber es war sehr nett und angenehm in Paris, als ich denn endlich da war. :-)
Denn mal viel Spass beim Lesen, Kommentare - auch zu älteren Beiträgen - herzlich willkommen!
By Sabine, at 26. September 2005 um 23:14
Ermm. nur mal so als Gedanke. Warum fährst du eigentlich den ganzen Weg hoch nach Dortmund um dann von dort aus nach Paris zu fliegen? In der Zeit die du zum Flughafen und dann wieder heim unterwegs warst, hättest es zumindest auch runter geschafft ;)
Aber tröste dich. Meine 5h Wartezeit an einem malayischen Provinzflughafen waren im Vergleich zu deinen Erlebnissen stinklangweilig. Und wir wissen ja alle - was uns nicht umbringt...
By Anonym, at 27. September 2005 um 03:28
Warum ich von Dortmund aus geflogen bin: naja, von Nürnberg aus kommt man erst ab dem 1.11. nach Paris, das zu einen, und zum zweiten wollte ich nach meinem Parisbesuch eh nach Hause fahren, was von Dortmund aus ja nur 120 km sind. Das heißt also, die 400 km hoch (nach Hause) und zurück wären eh angefallen, auch wenn ich von Nürnberg aus geflogen wäre... Aber wahrscheinlich mit wesentlich weniger Stau...
Klar hätte ich es in der gleichen Zeit auch direkt bis Paris geschafft, aber das wäre eine ganze Ecke teurer gewesen (man sollte die frz. Autobahngebühren nicht unterschätzen) und eigentlich wollte ich ja auch gar nicht so lange brauchen... Ursprünglich... aber wenn immer alles klappen würde, wärs ja auch langweilig, nech? ;-)
By Sabine, at 27. September 2005 um 10:21
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