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bees Wohnzimmer

Freitag, Januar 30, 2015

ET-5: Das Baby ist da

Es wurde dann doch noch was am letzten Freitag. 

Der Raketerich (ja, wieder ein Junge) hatte es dann doch recht eilig (Rakete eben) und hat um 14:57 Uhr das Licht der Welt erblickt (tagsüber! Wer rechnet denn mit sowas?).

Er war 3.990 g schwer und ist 56 cm lang und wirkt doch so winzig...

Leider hat er sich spontan als Sterngucker entpuppt, was die Geburt etwas (aus meiner Sicht völlig unnötig) erschwerte. (Wir konnten trotzdem zu Hause bleiben und mußten nicht ins Krankenhaus.) Aber daß das Raketenbaby als Sterngucker zur Welt kommt, da hätte man ja auch von selber drauf kommen können. Also Augen auf bei der Wahl des Arbeitstitels!

Die letzten 7 Tage habe ich es sehr genossen, mich in Ruhe von der Geburt erholen und mit dem Baby kuscheln zu können. 

Minimeins ist auch ganz stolzer großer Bruder, Rakete erträgt die Zuneigungsbekundungen des Großen (noch?) mit stoischer Gelassenheit. Ansonsten pflegt er seine Kernkompetenzen (schlafen, essen, Windel füllen) und ist bislang ein recht entspanntes Baby.

Herzlichen Dank für die vielen Glückwünsche! :-)


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Freitag, Januar 23, 2015

ET-5: Technisches

Beinahe aus Langeweile habe ich gestern sogar noch meine Datev-Software aktualisiert. Dafür muß man hauptsächlich abwechselnd DVDs wechseln und auf ok klicken. Geistig keine besonders herausfordernde Aufgabe, sondern eher nervig, deswegen schiebe ich das ja gern mal vor mir her...

Nebenbei kann man prima Socken fertig stricken. Habe ich dann tatsächlich auch noch geschafft. Manchmal muß man halt auch einfach drüber reden.

Wozu ich mich noch nicht aufraffen konnte: mich um ein aktuelles Problem meines Handys kümmern. Es verweigert nämlich die Annahme von SMS. Begründung: der Speicher sei voll, ich möge alte Nachrichten löschen. Das habe ich gemacht. Inzwischen habe ich fast alle alten Nachrichten gelöscht (bis auf die letzen 3 "das Baby ist da!"-Nachrichten aus dem Bekannten- und Freundeskreis), aber das Telefon meldet immer noch dasselbe (trotz diverser Neustarts). Gnarf. Ganz großes Kino. Nicht.

* * *

Ansonsten fiebert inzwischen das Kindergartenpersonal auch schon mit und ich werde fast täglich gefragt, wie lange es denn noch dauert. Tja, wenn ich das wüßte... Minimeins sagt auch jeden Morgen zu meinem Bauch: "Baby, komm raus!"

Aber versprochen: wenn das Baby da ist, sage ich Bescheid und verheimliche es nicht noch ein paar Wochen...

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Donnerstag, Januar 22, 2015

ET-6: Knit and wait

Im Westen nichts neues.

Aktueller Status:
+ 8,5 kg (immer noch viel zu wenig)
Bauchumfang: rd. 105 cm

* * *

Ich könnte also einfach auf dem Sofa sitzen und stricken und vor mich hin brüten. Stattdessen treibe ich mich auf Twitter rum und bei Ravelry. Bei letzterem lese ich zwar zum Stricken, das macht die angefangenen Socken aber auch nicht fertiger. Sehr sinnvoll. Dafür finde ich viele schöne andere Projekte, viele davon rufen mir zu: "Strick mich! Sofort!" Is' klar, ne?

Nun ja. Wird schon werden.

Das aktuelle Paar Socken ist ja auch fast fertig. Noch ein halber Fuß und die Spitze und das sollte an einem Abend machbar sein. Den anderen Strumpf habe ich ja auch schon fertig. Die Musterung des Garns frißt leider das Strickmuster ein wenig auf, da würde ich beim nächsten Mal was dran ändern.

* * *

Ansonsten hätte ich auf jeden Fall noch einen angefangenen Schal (bzw. eher ein Schaltuch) aus einem an sich sehr schönen Garn. Das habe ich letztes Jahr im April oder Mai angefangen, dann aber nach dem Urlaub irgendwie liegen gelassen und nicht mehr weitergemacht. Das könnte ich auch mal fertigstellen, bevor ich jetzt noch was neues anfange.

* * *

Fürs Raketenbaby habe ich auch was gemacht und zwar einen Strampelanzug, eine Mütze und einen Pucksack/Strampelsack.



vorne mit Herzchen



hinten mit Elefanten



Mütze



Pucksack mit (sehr kleinem) Platzhalter


* * *

Ansonsten würde ich mir gern einen Pullover stricken, was sich aber aktuell wegen des Bauches noch nicht lohnt und nach der Geburt komme ich vermutlich erst mal eine Weile nicht dazu. Und dann ist Sommer, da ist ein warmer Pullover auch nicht ganz so angebracht. Das Garn habe ich schon, es fasst sich ganz wunderbar an. Eine passende Anleitung habe ich ebenfalls schon gefunden. Nun, mal sehen, es wird schon noch was werden.

* * *

Ich habe sowieso noch Garn für mind. 6 Pullover hier liegen, die muß ich erst mal stricken, bevor ich neue Wolle kaufe. So jedenfalls der Vorsatz für 2015. Wir lachen jetzt alle mal ganz herzlich und sehen dann, wie es wirklich wird.

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Mittwoch, Januar 21, 2015

ET-7: KzH*

Gestern mittag rief der Kindergarten an, daß ich bitte Minimeins abholen möge, vermutlich habe er Durchfall.

Nun, das Kind machte keinen sonderlich kranken Eindruck, hatte allerdings für seine Verhältnisse wenig gegessen. (Das hat er dann zu Hause vollständig nachgeholt...)

Heute ist das Kind auch noch zu Hause, treibt mich in den Wahnsinn, weil es 36 Dinge gleichzeitig will und dabei bitte noch Buch angucken und aufn Schoß und Bagger malen (ich nicht er) und losrennen und überhaupt. So schnell bin ich leider nicht mehr. Krank wirkt er dabei nicht. Aber er hat beschlossen, heute zu Hause zu spielen, nicht im Kindergarten, also muß ich da wohl durch... 

Momentan diskutieren wir über Kühe, braune Tannenbäume, gemalte Züge auf Schienen (sieht eher aus wie ein Trecker) und daß man Mamas Computer nicht kaputtmachen darf, indem man Buntstifte in irgendwelche Öffnungen steckt.

Vielleicht backen wir einfach noch eine Runde Haferflockenkekse. Den Teig muß man von Hand kneten, da er sich mit dem Mixer nicht vernünftig vermischt. Das könnte das Kind eine Weile beschäftigen.

________________________

* Krank zu Hause Kind zu Hause


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Dienstag, Januar 20, 2015

ET-8: Kindermund und aktuelles Bauchbild

Das (bald große) Kind hat von Duplo eine Löwin und ein Junges. Es fragt (berechtigerweise, wie ich finde), wo denn Papa Löwe sei.

ich: Hm, weiß ich nicht. Vielleicht ist der bei der Arbeit?
Minimeins: Nein. Nich bei Arbeit. Papa Löwe einkauft. Braucht Eier.

 * * *

Ansonsten hier noch ein aktuelles Bauchfoto (nicht so einfach bei den Lichtverhältnissen):


Zum Vergleich: hier findet sich ganz unten ein Foto von vor 5 Wochen.

Sagt der Mann vor ein paar Tagen: "Na, ist ja doch noch eine ganz schön große Kugel geworden." Wo bitte hat der sonst hingeguckt??? Gefühlt bestehe ich nur noch aus Kugelbauch.

* * *

Wer hat noch nicht, wer will noch mal: hier gehts zum ET-Tippspiel (und hier zur Umfrage, ob Junge oder Mädchen).

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Montag, Januar 19, 2015

ET-9: Alles öko, oder was? Die Sache mit der Hausgeburt (Fragen 9 & 10)

9. Frage: Ich habe mein Baby gestillt

Ja. Das war irgendwie keine Frage. Ich habe mir auch beim ersten Kind keine Gedanken gemacht, ob das klappt oder nicht oder wie oder was. Am Anfang konnte ich nur im Liegen stillen (einfach auch, weil ich nach der Geburt ca. 2 Wochen gebraucht habe, um wieder einigermaßen sitzen zu können). Außerdem wußte ich nicht so recht was mit dem Kinde anzufangen, wenn es sich äußerte, also hat es erst mal die Brust in den Mund bekommen. Das wiederum hat sowohl den Milchfluß angeregt (vielleicht ein bißchen zu sehr, ich hätte teilweise 2 Kinder satt gekriegt und der Milcheinschuß tat ziemlich weh) als auch Minimeins beruhigt.

Anfangs trank das Kind auch schon mal eine dreiviertel Stunde und das im 2- bis 3-Stunden-Rhythmus (gefühltes Dauerstillen also). Andererseits hatte ich ja auch nicht so viel anderes zu tun (zumindest nicht tagsüber, nachts wäre schlafen schon eine sinnvolle Option gewesen). Es gab zwischendurch zwar auch Probleme (sehr schmerzhafte sogar), aber letztlich habe ich das Kinneken 6 Monate voll gestillt und dann noch bis zum Alter von ca. 10 Monaten teilweise (v.a. nachts). Dann hat das Kind es nicht mehr eingefordert und ich war dann auch ganz froh, als ich nicht mehr nachts wach werden mußte (bin ich natürlich trotzdem, aber aus anderen Gründen). Das hat soweit gepasst von der Dauer her, länger mußte es für mich nicht sein, obwohl ich gerne gestillt habe.


10. Frage: Das Wochenbett und die Zeit danach habe ich so in Erinnerung

- Die ersten Tage: schlaflos, schwitzend, euphorisch, aber auch völlig ausgelaugt und körperlich vom Bus überfahren. Der Milcheinschuß war nicht schön. Und nein, ich hatte nicht sofort vergessen, wie schmerzhaft die Wehen waren, als ich das Kind im Arm gehalten habe. Das hat schon noch ein bißchen gedauert (aber letztlich: ja, man vergisst das).

- Die gesamten 6-8 Wochen: nass. Schwitzen, Tränen und Überforderung. Da liegt ein Kind in meinem Bett, was mache ich damit??? Also nicht mal, daß das Kind als solches so anstrengend war (ich glaube immer noch, daß es ein Anfängerbaby zum Lernen war), aber ich wußte einfach nicht, was ich tun sollte. Das habe ich schließlich nicht gelernt. Und anfangs seiner Intuition zu vertrauen, wenn man das gar nicht mehr gewöhnt ist, ist auch sehr schwierig. Internet hilft nur bedingt weiter, anderer Leute Meinungen genauso wenig (der eine sagt so, der andere so und damals war sowieso alles ganz anders). Der Hormonumschwung, ganz schlimm. Waidwund, offen, verletzlich. Und dann dieses Bild der perfekten Mutter. Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Ansprüche an mich selber einfach mal ein wenig realitätsnäher gestaltet habe. Ich war irgendwie komplett aus der Bahn geworfen und habe eine ganze Weile (viel länger als das Wochenbett) gebraucht, um mich wiederzufinden. Ob das eine Wochenbettdepression war? Ich glaube im Nachhinein schon, daß es eine war, wollte es aber lange nicht wahrhaben. Mit der Zeit wurde es wieder besser, aber insgesamt habe ich das ganze erste Jahr als psychisch extrem anstrengend in Erinnerung (insgesamt habe ich mich auch sehr alleingelassen und einsam gefühlt). Der Kinderarzt hat wohl auch so etwas vermutet, konnte mich aber leider nicht dazu bringen, mir Hilfe zu suchen (im Nachhinein betrachtet: ziemlich blöd, aber was man nicht wahrhaben will...).

Auf jeden Fall habe ich mich immer sehr auf und über die Nachsorgetermine mit der Hebamme gefreut. (Blöderweise war meine Hebamme zwischendurch im Urlaub (das wusste ich auch im Voraus) und in der Zeit kam eine Vertretungshebamme, die aber leider nicht so richtig mein Fall war. Das fand ich dann nicht so schön.) Und die Mutterliebe zum Kind war auch nicht sofort da, das hat sich erst über die Zeit so entwickelt. Trotzdem habe ich das Baby natürlich nur sehr, sehr ungern aus der Hand gegeben (eigentlich nur dem Mann, sonst niemandem). Das klingt ein bißchen widersprüchlich, ist es aber nicht.

Natürlich gab es auch viele schöne Momente, aber in der Erinnerung an das Wochenbett als solches überwiegt das oben beschriebene. Es ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Das wäre aber sicher auch nicht anders gewesen, als wenn Minimeins im Krankenhaus zur Welt gekommen wäre.

Ich hoffe, daß das beim zweiten Kind jetzt nicht so schlimm wird. Die Überforderung wird sich auf jeden Fall in Grenzen halten durch die Erfahrung mit dem ersten Kind (auch wenn das zweite natürlich ganz anders ticken kann). Daher freue ich mich tatsächlich aufs Wochenbett. Die Herausforderung diesmal wird eher sein, wie Minimeins auf sein Geschwisterchen reagiert und mit der neuen Situation umgeht und ob ich genügend Schlaf abbekomme mit zwei so Zappelfischen.

Großes Thema im Wochenbett ist auch der Besuch. Besuch, der nur kurz kommt (also 1-2 Stunden am Nachmittag oder so) und auch noch was zu essen mitbringt, finde ich in Ordnung. Ist ja auch nicht jeden Tag der Fall. Der Besuch, der ein bißchen länger bleibt (weil von weiter weg) und somit ein paar Tage lang jeden Tag da ist, kommt dieses Mal nicht direkt nach der Geburt, sondern ein bißchen später. Das finde ich gut, denn so können wir uns als Familie erst mal zusammenfinden und rausfinden, wie der neue Mensch in unserem Leben so drauf ist.

Alle Fragen der Reihe.

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Sonntag, Januar 18, 2015

ET-10: Alles öko, oder was? Die Sache mit der Hausgeburt (Fragen 8 & 11)

Disclaimer: Im folgenden wird recht explizit auf den Geburtsvorgang eingegangen inkl. Nennung der Tatsachen. Wer da empfindlich ist, sollte heute einfach woanders weiterlesen.

8. Frage: Die Geburt zu Hause verlief wie folgt

Ich kann ja nur von der ersten (2012) berichten, die zweite steht ja noch aus (immer noch!).

Kommentare aus dem Off sind kursiv geschrieben. (Ja, ich spreche manchmal mit mir selber. Warum fragt ihr? *g*)

Den ganzen Tag, es ist Mittwoch vor Pfingsten, bin ich irgendwie völlig k.o. und sehr ambivalent. Ich will unbedingt ausruhen, kann aber nicht vernünftig liegen. Ich will meine Ruhe, aber nicht alleine sein. Ich habe Hunger, aber keinen richtigen Appetit auf irgendwas. Ich will Unterhaltung, aber dann ists doch zu nervig. Es ist zu warm, es ist zu kalt. Irgendwie ist mir nichts recht. Ständig drückt die Blase und dann reichts doch nur für ein paar Tropfen. Gnarf. Großes DOPPELGNARF!

Und eigentlich sind es ja auch noch fünf Tage bis zum errechneten Termin, ich gehe also davon aus, daß es noch locker zwei bis zweieinhalb Wochen dauern kann. Mit Geburt habe ich an diesem Tag noch nicht gerechnet. Der Mann kam am Tag zuvor von der Dienstreise zurück, wird aber wohl einen sehr langen Tag im Büro verbringen. Ich habe also alle Zeit der Welt, mir selbst auf den Keks zu gehen.

Ich nerve mich also selbst und pendle zwischen Wohnzimmer und Bad. Immerhin kann ich noch was bloggen, ohne zu viel schlechte Stimmung reinzubringen. Abends könnte ich zum Yoga gehen. Ich bin unentschlossen (wie überraschend). Die Yogastunde ist abends um 8, ich habe also noch Zeit und kann auswürfeln, ob ich hingehe oder nicht. Es ist eine offene Gruppe, d.h. man kann ohne Anmeldung hingehen und wenn man Glück hat, ist die Stunde noch nicht ganz voll.

Ich treibe mich auf Twitter rum und werfe die Frage in den Raum, ob ich wohl zum Yoga gehen soll oder nicht, weil alles gnarf und so. Antwort: Raff Dich auf und geh hin. Na gut. Eigentlich wäre ich zu lethargisch gewesen, aber ebenso eigentlich weiß ich auch, daß mir, wenn ich mich (bzw. den inneren Schweinehund) erst mal überwunden habe, die Stunde eigentlich ganz gut tun wird.

Inzwischen ist es 20 Uhr. Beim Yoga angekommen sind wir tatsächlich nur zu viert zzgl. der kursleitenden Hebamme. Der Kurs findet in der Hebammenpraxis statt, in der Minimeins auch zur Welt kommen soll. Zu dem Zeitpunkt hat sich meine Laune auch schon wieder ein wenig verbessert (ich bin abends immer besser drauf als tagsüber). Eine andere Teilnehmerin hat ca. 2 Wochen nach mir Termin (erstes Kind), eine weitere noch etwas mehr Zeit, bekommt aber schon das zweite Kind und die dritte ist frisch schwanger mit dem ersten Kind. Und ich. Ich scherze noch ein wenig rum, daß ich sicher die nächsten 2 Mittwoche auch noch kommen werde, 40. Woche hin oder her (und das, wo ich mich vorher gar nicht aufraffen konnte. Erstaunlich, erstaunlich...).

Wir fangen an mit einer Entspannungsübung. Erst mal hinlegen und atmen und zur Ruhe kommen. Ich liege auf der Seite und versuche, mein oberes Bein irgendwie anders zu betten, als ich ein Knacken in der Symphysengegend höre (so als wenn ein Gelenk knackt). Na toll, denke ich völlig genervt, die Symphyse tat schon die ganze Zeit immer mal wieder weh, jetzt hat sich da doch hoffentlich nix ausgerenkt oder so? Mir tut aber nix weh. Jedenfalls nicht mehr als vorher. Die Symphyse auch nicht. Seltsam. Aber ich sollte dringend mal zur Toilette gehen, die Blase drückt schon wieder.

Ich wuchte mich hoch und merke, wie es nass wird. Na toll, Schwester Inkontinentia ist da, jetzt aber zügig. Für eine Hochschwangere sprinte ich recht behände aus dem Raum, kann das Wasser aber nicht halten. Thuper... Auf der Toilette dämmert mir dann langsam, daß das wohl Fruchtwasser ist. Häh? Jetzt schon? Ich war doch so sicher, noch gut zwei Wochen schwanger zu sein, bevor das Kind kommt. Jetzt sitze ich da und weiß erst mal nicht weiter und gerate vorsichtshalber erst mal ein bißchen in Panik. Vor lauter Überraschung habe ich nämlich alles vergessen. Und meine Hose ist auch nass, igitt. Anderseits ist es immerhin nur Fruchtwasser. Hm. Was mache ich denn jetzt???

Ich versuche, mich ein wenig trockenzulegen und gehe wieder in den Kursraum. Die Damen haben die Entspannungsübung beendet und turnen schon die erste Yogaübung. Ich sprenge jetzt den Kurs: "Ich glaube, meine Fruchtblase ist gerade geplatzt." Die kursleitende Hebamme ist zwar überrascht, aber sie grinst und meint, sie habe sich schon gewundert, wie schnell man in der 40. Woche noch rennen kann. Meine Panik habe ich leider nicht im Bad gelassen und so meint sie, wir würden jetzt erst mal nachschauen, ob alles in Ordnung wäre und dann mal sehen, wie es weitergeht. Das beruhigt mich schon wieder etwas.

Wir gehen rüber in einen anderen Raum mit einer Liege und sie tastet erst mal, wie das Baby liegt. Der Kopf sitzt ganz fest im Becken und lässt sich nicht mehr wegschieben. Dunkel dämmert mir, daß meine Hebamme bei der letzten Vorsorge (knapp 2 Wochen zuvor) dasselbe sagte. Dann hört sie die Herztöne des Babys ab und meint, die wären auch in Ordnung. Ich könnte also in Ruhe und nicht zwingend liegend weitermachen. Außerdem gibt sie mir noch ein paar Einlagen für die nasse Hose. Inzwischen lugen die 3 anderen Kursteilnehmerinnen um die Ecke und fragen, ob sie reinkommen dürfen. Die Hebamme beruhigt mich noch ein bißchen und fragt nach, was ich in Sachen Geburt denn geplant hätte. Ich sage, daß ich eigentlich hier, in der Hebammenpraxis, mein Kind bekommen möchte, aber wohl vorher erst mal nach Hause sollte. Die Hebamme schlägt vor, erst mal meinen Mann anzurufen und dann mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Dort solle ich dann mit meiner Hebamme telefonieren und mit ihr besprechen, wie es weitergeht.

So machen wir das. Inzwischen bin ich auch schon ein bißchen ruhiger geworden (allerdings nicht mehr ganz so entspannt wie in der Entspannungsübung). Ich rufe den Mann an (der ist noch im Büro, das aber nur eine U-Bahn-Station entfernt liegt), erreiche ihn überraschenderweise auch sofort und sage ihm, daß meine Fruchtblase geplatzt sei und er mich abholen kommen solle, damit wir nach Hause fahren können. Schweigen am anderen Ende. Dann fragt er ganz aufgeregt (fast so wie ich kurz vorher noch war), ob ich das ernst meine. Nee, das ist nur eine Übung für den Ernstfall. Ja, das meine ich ernst, und bin plötzlich wieder ganz ruhig. Reicht ja, wenn einer aufgeregt ist. Ich beschreibe ihm noch mal für Doofe (zum Runterkommen sozusagen), wie er von der U-Bahn-Station zur Hebammenpraxis kommt. Er war zwar beim Geburtsvorbereitungskurs schon mal dort, aber das ist 7 Wochen her und das kann man in der Aufregung schon mal vergessen.

Die andern Yogakursteilnehmerinnen haben ganz viele Fragen (auch die mit dem zweiten Kind), die Hebamme fragt, wie lange der Mann wohl brauchen würde und ob sie schon mal ein Taxi rufen solle (das habe ich schon wieder ganz vergessen) und ob ich Wehen habe. Nur ein paar Minuten, ja, bitte und nein, habe ich (noch) nicht. Dann warten wir alle gemeinsam. Es klingelt in der Hebammenpraxis, aber es ist erst mal nur das Taxi. Die Hebamme vertröstet den Fahrer, daß es noch einen Moment dauere. Irgendwann kommt auch der Mann an (warum hat das so lange gedauert?) und ist etwas fahrig und überfordert. Ich bin inzwischen wieder recht ruhig und mache Witzchen, daß ich später in der Nacht für die Geburt ja wieder herkommen würde.

(Nur nebenbei: Die Yogakurshebamme meinte, ich wäre in ihren 20 Jahren Berufserfahrung tatsächlich die erste gewesen, der im Yogakurs die Fruchtblase geplatzt sei, das sei für sie auch neu. Und auch wenn amerikanische Filme einem gern mal das Gegenteil einreden wollen, passiert das nur rd. 10% aller Schwangeren, daß die Fruchtblase vorher platzt (und dann auch meistens zu Hause) und die Wehen danach erst losgehen. Für den Fall der Fälle sollte man also vielleicht ein paar Einlagen in der Handtasche haben, aber auch im Hinterkopf behalten, daß es eher unwahrscheinlich ist, daß einem unterwegs (!) die Blase platzt.)

Wir fahren dann also erst mal nach Hause (so weit ist das nicht und zum Glück ist nicht viel Verkehr). Ich erkläre dem Mann, daß er noch was unterschreiben und zum Briefkasten bringen muß, was auf dem Schreibtisch liegt. Das ist eine bekannte Situation und bringt auch ihn langsam wieder runter. Zu Hause bin ich ganz froh, daß ich meine nasse Hose erst mal loswerde. Ich habe gaaaanz leichte Wehen ca. alle 10 Minuten. Es ist kurz nach neun. Als der Mann vom Briefkasten zurückkommt und ich mir was anderes angezogen habe, warte ich noch mal auf die nächste Wehe, um den zeitlichen Abstand noch mal nachzusehen, bevor ich gegen halb 10 meine Hebamme anrufe. Die weiß schon über meinen Blasensprung Bescheid (die Yogakurshebamme hatte sie schon informiert) und rät mir, solange die Wehen noch aushaltbar seien, erst mal noch das Normalprogramm zu fahren. Was essen, vielleicht etwas schlafen (wenn möglich) oder auch in die Badewanne legen, um noch mal etwas zu entspannen. Ansonsten solle ich mich wieder melden, wenn sich was ändert oder ich sie einfach sehen möchte.

Was essen klingt gut, auch wenn ich nicht richtig Hunger habe. Aber Energie erscheint mir sinnvoll, also mache ich mir ein Schoko-Banane-Müsli mit noch mal extra Banane drin und esse ein bißchen was davon. Ich bekomme es aber nicht alle. Schlafen ist irgendwie nicht, dazu bin ich dann doch zu aufgeregt, wie es denn jetzt wohl weitergehen wird. Außerdem ist das definitiv eher die Tageszeit, zu der ich am wachsten bin. Die Wehen werden ein bißchen kräftiger und ich beschließe, mich in die Badewanne zu legen. Dort macht es zack-kawumm und die Wehen kommen plötzlich statt alle 10 schon alle 5 Minuten und sind mit einem mal schon sehr viel stärker geworden. Also SEHR. Irgendwie komme ich in der Badewanne nicht klar. Das warme Wasser ist keine Erleichterung, vielmehr fehlt mir der Halt während der Wehen. Und ich habe Rückenschmerzen, Hölle. Also wieder raus. Gar nicht so einfach, aber der Mann hilft mir. (Er hat in der Zwischenzeit seinem Scheff gemailt, daß er wohl ab sofort Urlaub habe. Das wäre dann auch erledigt.)

Außerhalb der Badewanne werden die Wehen sofort noch heftiger (klar, ist ja keine intakte Fruchtblase mehr da zum Abpuffern) und kommen alle 2-3 Minuten. Lang genug sind sie auch. Ich muß schon sehr stark mitatmen. Außerdem weiß ich nicht so recht, wie ich mich in den Wehen bewegen soll oder nicht, liegen oder nicht oder wie oder was. Ich komme mit dem Wehen einfach noch nicht zurecht, kann sie nicht verarbeiten. Sie sind schon sehr heftig. (Hieß es nicht im Geburtsvorbereitungskurs, daß sich das langsam steigert? Den Teil habe ich wohl übersprungen.)

Ich bitte den Mann gegen 23:15 Uhr, die Hebamme noch mal anzurufen. Sie will mit mir selbst sprechen und sagt dann, daß sie vorbeikommt. (Im Nachhinein glaube ich, daß ich nicht genügend mit den Wehen mitgegangen bin, sondern eher gegen sie angearbeitete habe. Was natürlich ziemlich unproduktiv ist, so insgesamt gesehen.)

Ich liege seitlich auf dem Bett. Es brennt nur eine Nachttischlampe und vom Flur scheint ein bißchen Licht herein. Die Jalousien sind unten. Es ist angenehm dunkel und außer meinen eigenen Geräuschen höre ich nichts. Draußen ist es nächtlich still. Wären da nicht diese Hammerwehen, wäre es ein sehr friedliches Bild.

20 Minuten später ist die Hebamme da. Ich würde gerne auf der Seite im Bett liegen bleiben, aber zum einen weiß ich dann während der Wehe nicht, wie ich mich halten soll und zum zweiten kann der Mann dann nicht aufs Kreuzbein drücken, was mir gut täte. Jedenfalls kann er nicht genug drücken, wie ich finde. Ich finde zudem keinen Halt mit den Füßen, auch wenn ich mich gegen den Kopfteil vom Bett stemme. Außerdem ist mir schlecht und ich zittere, weil die Wehen schon so anstrengend sind. Andererseits werde ich auch schon ganz schön laut, anders halte ich das grade nicht aus. (Insofern erstaunlich, daß die Nachbarn später behaupten, überhaupt nichts gehört zu haben.) Ich habe hier gerade definitiv nicht das Heft in der Hand. Mimimi...

Um kurz vor Mitternacht schlägt die Hebamme vor, mal nachzusehen, wie weit der Muttermund ist. Dazu muß ich mich auf den Rücken legen. Das sind sehr schlimme 2 Minuten (wenns überhaupt so lange dauert, es fühlt sich jedenfalls eeeeeewig an). Ich konnte in der gesamten Schwangerschaft kaum auf dem Rücken liegen (beinahe von Anfang an nicht), und jetzt zum Schluß soll das funktionieren? Gut, daß ich ansonsten nicht auf dem Rücken liegen mußte... Die Hebamme fühlt einen nur noch dünnsäumigen Muttermund, der aber nur knapp fingerdurchlässig ist (vulgo: noch fast vollständig geschlossen). Der kindliche Kopf liegt im Beckeneingang, Fruchtwasser kommt keins mehr durch. Sie meint, daß die Intensität der Wehen in keinem Verhältnis zum Muttermund stehen und schlägt vor, mir Buscupan zu geben. Das trägt zur Muskelentspannung bei und hilft oft, die Wehen noch mal etwas zu bremsen, damit sie sich dann etwas besser ertragen lassen und sich im Laufe der Zeit langsam wieder steigern können. So kommt man dann besser mit.

Ich stimme zu und sie spritzt mir das Medikament. (So viel dazu, daß man angeblich bei einer Hausgeburt keine schmerzlindernden Medikamente bekommen kann. Stimmt nicht. Nur eine PDA gibt's natürlich nicht, weil die ein Anästhesist machen muß. Andere Sachen sind aber möglich.) Die Wehen werden daraufhin erträglicher. Ich zittere nicht mehr so fürchterlich, muß mich aber einmal übergeben und danach ist mir immer noch latent übel. Wasser trinken geht aber. Der Mann sagt mir, daß es nach Mitternacht sei und irgendwie hilft mir das, ruhiger zu werden. (Ich wollte auf gar keinen Fall noch am Mittwoch das Kind bekommen. Aus Gründen.) Ich probiere mal verschiedene Haltungen aus, um die Wehen besser verarbeiten zu können, denn sie werden ja wieder stärker werden. Im Vierfüßlerstand geht es momentan am besten. Außerdem kann mir der Mann in der Haltung am besten gegen das Kreuzbein drücken in der Wehe. Das tut gut. Ich habe mich wieder ein bißchen sortiert und komme auch wieder besser mit der Situation zurecht.

Es ist viertel nach eins. Die Wehen kommen jetzt regelmäßig ca. alle 4 Minuten und sind nicht mehr ganz so lang (aber noch lang genug, um wirksam zu sein). Die Hebamme meint, es sei wegen des noch nicht weit geöffneten Muttermundes noch nicht so sinnvoll, in die Hebammenpraxis zu fahren. Die Geburt könnte schon noch eine Weile auf sich warten lassen. (Im Durchschnitt öffnet sich der Muttermund ca. 1 cm pro Stunde. Demnach dauert es etwa 10 Stunden, bis der Muttermund vollständig geöffnet ist. Bei einem gerade mal fingerdurchlässigen Muttermund hätten wir also noch rund 8-9 Stunden Zeit gehabt.) Sie überzeugt sich, daß wir auch allein zurechtkommen und fährt dann noch mal nach Hause. 

(Im Nachhinein hat sich diese Verschnaufpause als sehr segensreich erwiesen. Ich konnte noch mal Luft holen und dann etwas gestärkter wieder in die Geburt starten.) 

Wir sollen uns wieder melden, wenn die Wehen wieder stärker werden oder sich sonst irgendwas ändert oder ich einfach das Bedürfnis dazu habe. 

(Später erzählt sie mir, sie habe in dem Moment ein wenig daran gezweifelt, ob es tatsächlich eine außerklinische Geburt wird oder ich nicht doch noch ins Krankenhaus gehe bzw. gehen sollte wegen des Verhältnisses Wehenintensität zu Muttermundsfortschritt.)

Wieder allein versuchen wir, noch etwas auszuruhen, soweit das zwischen den Wehen möglich ist. Zwischendurch hat die Hebamme übrigens immer mal wieder die Herztöne des Babys abgehört, aber das ist ziemlich an mir vorbeigegangen, weil ich so sehr mit mir selbst beschäftigt war. Inzwischen bin ich ruhiger geworden und kann auch besser entspannen. Immer wenn eine Wehe anrollt, rufe ich "Wehe!" und der Mann muß auf mein Kreuzbein drücken. (Später erzählt er mir, daß er Angst hatte, mich in der Mitte durchzubrechen, da er sich teilweise mit seinem gesamten Gewicht (also etwa das doppelte von meinem) auf mein Kreuzbein gestützt hat. Und ich habe ihn meist noch angefaucht, er solle mich nicht kitzeln, sondern bitte mal vernünftig drücken. So unterschiedlich kann man sowas also empfinden.) Ich kann jetzt besser loslassen als zu Beginn der Wehen. Zwischen den Wehen bin ich relativ entspannt. Zwar ausgelaugt, aber entspannt. Relativ sachlich überlege ich sogar kurz die Möglichkeit - im Hinblick auf erwartete 9 weitere Stunden solcher Wehen - vielleicht doch ins Krankenhaus zu gehen und mir eine PDA geben zu lassen. Hm. Ich weiß es noch nicht. Ich mache hier jetzt erst mal noch ein bißchen weiter und überlege dann noch mal.

Die nächsten knapp 2 Stunden gehen im Vierfüßlerstand mit "Wehe!", Kreuzbeingegendruck und zwischendurch Kopf auf der Bettkante ablegen vorüber. War die blöde Bettkante schon immer so niedrig? So richtig bequem ist das nicht. Der komische Pezziball ist aber zu hoch. Passt also auch nicht. Außerdem muß ich dauernd aufs Klo. Das nervt mich, wie soll ich mich denn da auf die Wehen konzentrieren, wenn ich dauernd durch die ganze Wohnung traben muß? Im Bad bleiben will ich aber auch nicht. Außerdem kommen die Wehen jetzt wieder fast minütlich und ziemlich heftig. Und eine Zeichnungsblutung gibt es auch.

Um 3 Uhr bitte ich den Mann, nochmal die Hebamme anzurufen. Ich kann nicht mehr. Irgendwas hat sich geändert, aber ich kann nicht erfassen, was es ist. Ich habe Mühe, die Wehen noch anständig zu veratmen und irgendwie ist da so ein Druck nach unten, aber nicht so richtig das, was ich mir unter Pressdrang vorstelle (außerdem rechne ich ja auch noch nicht mit Pressdrang). Zehn Minuten später ist die Hebamme wieder da. Sie mißt die Herztöne des Babys, die sind ok. Dann schlägt sie vor, noch mal zu schauen, wie weit der Muttermund inzwischen ist. Ich stimme zu, auch wenn ich mich dafür wieder auf dem Rücken legen muß (es ist das letzte Mal, aber das weiß ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht). Der Muttermund ist vollständig geöffnet und der kindliche Kopf schon sehr fest in seiner Position. Irgendwie gibt mir das neue Motivation, von dem, was nun drumherum passiert, bekomme ich jetzt allerdings nicht mehr viel mit. Ich tauche jetzt ab in meine Käseglocke. (Ich bin dann mal weg.)

Am Rande bekomme ich noch mit, daß die Hebamme irgendwas sagt wie "wenn ihr noch in die Praxis fahren wollt, dann jetzt" und ich rufe zwischen zwei Wehen, daß die beiden gerne fahren könne, ich ginge sicherlich nirgendwo mehr hin. Damit ist die Entscheidung zur Hausgeburt gefallen.

(Deswegen ist es also letztlich doch eine Hausgeburt geworden. Minimeins war einfach zu schnell, denn wer rechnet denn beim ersten Kind mit einer vollständigen Muttermundsöffnung in dem Tempo, v.a. wenn sich erst mal gar nix tut.

Der Mann erzählt später, daß die Hebamme nach dem Muttermundsbefund noch gesagt habe: "ihr seid aber flott", was völlig an mir vorbeigegangen ist. Daran kann ich mich partout nicht mehr erinnern. Außerdem sei sie nach meinem Entschluss, daß ich das Kind nun doch zu Hause zur Welt bringen würde, ziemlich zügig losgesprintet und habe diverses Zeugs aus ihrem Auto geholt und in den Flur gestellt. Obwohl ich noch ein paar Mal im Bad war, kann ich mich nicht erinnern, auf dem Weg dorthin was gesehen zu haben, aber er wird schon recht haben. Außerdem hat er zwischendurch starken Kaffee kochen müssen (als Dammschutz), ein Handtuch im Backofen wärmen sollen und ein paar Sachen (Küchenrolle, Müllsack) holen. Auch daran kann ich mich nicht erinnern, aber er hat es offenbar tatsächlich gemacht, sonst wäre das Zeug ja nicht dagewesen. Irgendwann hat es auch angefangen zu regnen, erzählt mir die Hebamme im Nachhinein, sie sei nämlich beim Zeugs holen nass geworden.)

Aber weiter im Geschehen. Ich treibe mich weiterhin auf allen vieren auf dem Schlafzimmerfußboden rum, wo es immer noch angenehm dunkel ist. Der Mann räumt irgendwann noch ein bißchen Platz frei, damit er, ich, die Hebamme und später die Schülerin alle dahinpassen und ein bißchen Zeugs auch noch. Außerdem nöle ich rum, daß er gefälligst anständig auf mein Kreuzbein drücken soll und nicht so lahm. Daß da fast 2 Zentner auf mich drücken, empfinde ich bei weitem nicht so. Ich schiebe sporadisch in dem Wehen mit, der kindliche Kopf tritt gut tiefer. Ich muß immer wieder mal kurz im Bad vorbeischauen. Die Hebamme mißt nun relativ häufig die kindlichen Herztöne, aber das bekomme ich nur am Rande mit.

Irgendwann um kurz nach 4 trifft auch die Hebammenschülerin ein. Wir hatten vorhin irgendwann mal besprochen, ob es mir recht sei, wenn die Hebamme eine Schülerin dazu bittet. Naja, warum nicht. Ich bin inzwischen schon ganz schön fertig und will nicht mehr. Die Wehen werden etwas kürzer. Ich gehe aber wieder in den Vierfüßlerstand, das ist noch die erträglichste von allen Positionen, die mir momentan einfallen. Dieses Brennen, diese Wehen, hört denn das nie auf? Die Hebamme versucht, mich weiter zu motivieren. Ich soll versuchen, tiefe Töne zu machen und nach unten zu schieben. (Ich bin nicht ganz sicher, ob sie das bei der Geburt gesagt hat oder ob die Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs das so formulierte, aber irgendwann hieß es, bei den Presswehen sei es so, als müsse man eine Melone scheißen. Das fiel mir zwischendurch spontan ein.) Die Hebammenschülerin hält mir während einer Wehe meine Füße fest, das ist auch ganz hilfreich. So habe ich das Gefühl, festen Stand zu haben. 

Die Hebamme macht Vorschäge. (Auch das fand ich gut. Keine Vorschriften oder "Du mußt jetzt mal", sondern Vorschläge. So hatte ich wenigstens das Gefühl, meine Bedürfnisse mit entscheiden lassen zu können.) Vielleicht auch mal ein Positionswechsel? Hocker oder tiefe Hocke? Ich probiere mal den Hocker. Der Mann sitzt hinter mir auf der Bettkante und hält mich fest. Ein paar Wehen gehen ganz gut auf dem Ding, aber dann ist mir mein Steißbein im Weg. So gehts also nicht weiter. Tiefe Hocke? Wahnsinnig anstrengend, auch hier nur ein paar Wehen. Aber immerhin habe ich das Gefühl, wenigstens irgendwas getan zu haben. (Wahrscheinlich reichte es schon, daß ich mich überhaupt hin und her bewegt habe.)

Es ist kurz nach halb 5, als die Hebamme sagt, daß das Köpfchen schon zu sehen sei. Ob ich mal fühlen will? Nein, verdammt, will ich nicht! Ich will, daß das Kind da jetzt rauskommt und zwar SOFORT und EGAL WIE! Die Schmerzen sind nicht mehr zu ertragen, es brennt, macht was, helft mir oder sagt mir verdammt noch mal, was ich machen kann...! Ich habe den Eindruck, es geht überhaupt nicht vorwärts. 

4:40 Uhr: Die Hebamme schlägt den Hirtenstand vor (ein Bein kniend, ein Bein aufgestellt, so ist das Becken am weitesten geöffnet. Ich denke, ich muß ich mit den Armen irgendwo abgestützt haben, aber ich weiß nicht mehr, wie und wo und was. Anstrengend, ich gehe noch mal in den Vierfüßlerstand, so kann der Mann auch wieder aufs Kreuzbein drücken. Die Wehen bringen mich um.

4:50 Uhr: Die kindlichen Herztöne sind in den letzten 2 Stunden von 142 bis ca. 99 runtergegangen, das sei aber noch ok, sagt die Hebamme später. (Noch später sagt sie, daß Minimeins seine Nabelschnur als Schal benutzt und einmal um den Hals gewickelt hatte. Nun, wer's tragen kann...)

4:55 Das Köpfchen ist geboren. Ich kann es nicht fassen, vor allem aber kann ich mich nicht mehr bewegen, ich bin so erschöpft. "Noch eine Wehe, bald ist es geschafft" sagt die Hebamme. Die nächste Wehe kommt. Es macht "flatsch" und der Rest vom Kind und ein riesiger Schwall Fruchtwasser platschen aus mir heraus. (So viel Fruchtwasser war es gar nicht, klang nur so.)

Es ist 4:57 Uhr. Minimeins ist geboren und brüllt. Ich bin zu ausgelaugt, um das Kind hochzuheben, gleichzeitig befürchte ich, daß ich, sollte ich es versuchen, aufs Kind drauffalle (ich war im Vierfüßlerstand, nicht in der Rückenlage). Mir tut gefühlt alles weh und gleichzeitig ist der Schmerz doch weg. Es bißchen seltsam, ein bißchen taub alles. Ich bitte um Hilfe, dabei tauche ich auch langsam aus meiner Käseglocke wieder auf. Die Hebamme reicht mir mein Kind und gleichzeitig hilft mir irgendjemand, mich ins Bett zu legen. Ich habe schon länger keine Brille mehr auf (ohne bin ich blind wie ein Maulwurf), daher muß ich erst mal danach fragen, ob sie mir jemand wieder holt und mir bitte auch das Geschlecht des Kindes sagt. Ein Junge.

Ich liege im Bett, mein Baby auf dem Bauch und bin sehr fasziniert. Minimeins stöhnt ein bißchen vor sich hin. Ist ja auch für ihn anstrengend gewesen. Ein wenig Käseschmiere ist noch dran, ganz wenig Blut und er guckt mich mit ganz großen, wachen Augen an. Ich fühle mich gleichzeitig wie vom Bus überfahren (physisch) und euphorisch (psychisch), aber auch ausgelaugt (psychisch). Das im Backofen vorgewärmte Handtuch kommt auch zum Einsatz und wärmt das Kind von oben. 

Eine Viertelstunde nach dem Kind wird auch die Plazenta geboren. Minimeins stöhnt nicht mehr vor sich hin. Als die Nabelschnur auspulsiert ist, schneidet der Mann sie durch, aber ich weiß nicht mehr genau, wann das war. Ich schaue mir die Plazenta genau an. Sieht ein bißchen aus wie eine vom Schaf (an was man sich plötzlich erinnert...?), nur größer. Schon ziemlich interessant. Aber ich will sie trotzdem nicht behalten.

Die Hebamme sagt, daß meine Blutung ok sei und ich habe ein paar leichte Nachwehen. Das ist gut und muß so, damit die Gebärmutter sich wieder zusammenzieht. (Ach ja, da war was, das kam auch im Geburtsvorbereitungskurs vor. Hatte ich vergessen.)

Um halb 6 untersucht die Hebamme mich und stellt einen Dammriss zweiten Grades sowie Schürfungen fest. Genäht wird später, jetzt soll ich erst mal versuchen, ob das Kind trinken möchte. Dazu muß ich es erst mal abbekommen, es ist nämlich plötzlich auf meinem Bauch festgeklebt. Hat gleich mal das Mekonium ausgeschieden und das klebt wie die Pest. Gar nicht so einfach, das Kind da abzubekommen, v.a. wenn man sich noch nicht so richtig traut, das Kind anzufassen und zu bewegen. Geht aber dann doch irgendwie. (Plopp.)

Die Hebamme zeigt mir, wie ich das Kind am besten an die Brust andocke und Minimeins nimmt auch gleich mal einen Zug (er konnte also schon immer gut essen). Wir können uns alle drei ein bißchen zusammenkuscheln, der Mann, das Baby und ich. Danach, so gegen 6, näht die Hebamme den Dammriss wieder zusammen. Das ist unangenehm, aber andererseits bin ich inzwischen irgendwie wie auf Drogen, leicht high. Währenddessen hält der Mann das Kind auf dem Arm. (Irgendwie wirkt er verkrampft dabei, als traute er sich kaum, sich zu bewegen. Ich glaube, das war auch so, mangels Erfahrung, wie man denn mit so einem winzigen Menschenkind umgeht. Ich war am Anfang auch übervorsichtig. Aber das spielt sich ein.)

Um halb sieben meint die Hebamme, ich solle jetzt mal aufstehen und ein bißchen duschen. Ich lache, aber sie meint das ernst. Mein Kreislauf lacht auch und bleibt erst mal liegen, als ich aufstehen will. Mit vereinten Kräften der Hebamme und der Hebammenschülerin (eine rechts, eine links haken sie mich unter) komme ich doch noch hoch. Der Kreislauf meint, er hätte noch nen Termin, ich solle doch schon mal vorgehen. Es ist mehr schleifen als laufen, finde ich, aber Hebamme und Schülerin bekräftigen mich, daß ich das gut machen würde und immer schön nach oben sehen solle. Im Bad angekommen, ist auch der Kreislauf (der faule Hund) wieder da. Erst mal ein bißchen abbrausen. Hm, ja, ein bißchen blutig ist es an den Beinen, aber das hatte ich mir schlimmer vorgestellt.

Gegen sieben wird das Kind vermessen und die U1 gemacht (bei der z.B. Finger und Zehen nachgezählt werden - es ist alles ordnungsgemäß verteilt und angebracht). Minimeins ist ein kleiner Brocken und wiegt 4.200 g auf 56 cm. Die Länge überrascht mich weniger, das Gewicht schon eher. Wo hatte sich das denn alles versteckt im nicht allzugroßen Bauch? Es muß da eine vierte Dimension geben... Er hat einen Kopfumfang von 37 cm. Das erklärt auch, warum das Kreuzbein so stark schmerzte: es mußte sich schon sehr stark dehnen, eben mehr, als wenn da "nur" 34 cm Kopf durchmüssen. (Gut, daß ich das nicht vorher wußte...) Irgendwann ziehen wir das Kind und mich auch ein wenig an.

Die Hebamme macht noch ein bißchen Papierkram, der Mann wuselt rum (ich glaube, er ist zu aufgeregt, um sich jetzt zu uns zu kuscheln, aber es wäre schon schön gewesen, wenn er sich dazu hätte durchringen können) und dann erklärt uns die Hebamme noch mal, was wir in den kommenden 24 Stunden so machen (ehrlich gesagt, ich habe keinen blassen Schimmer mehr, was sie gesagt hat, aber irgendwas hat sie gesagt) und daß sie am nächsten Tag wiederkäme (für den Tag hatten wir eh einen Vorsorgetemin ausgemacht). Dann geht sie und wir bleiben allein zu Hause.

Der Mann muß dann noch mal kurz ins Büro, um irgendwelche Dinge wegzuräumen bzw. den Kollegen auf den Schreibtisch zu delegieren, ich schiebe deswegen etwas Panik, weil ich am ersten Tag noch nicht ohne Hilfe aus dem Bett ins Bad komme. Schlafen kann ich nicht, ich bin so voller Adrenalin. Minimeins dagegen pennt sich die Geburt aus den Knochen. Immer wenn er sich meldet, lege ich ihn an die Brust, weil ich nicht so recht weiß, was ich sonst mit so einem Kind machen soll und der Mann übt Wickeln. Ich darf in meinem eigenen Bett liegen, das ist schon großer Luxus. Und ich muß nicht den Ort wechseln, muß nicht irgendwelche Treppen steigen, sondern kann mich einfach erholen.





11. Frage: Ich würde wieder zu Hause gebären wollen


Ja, auf jeden Fall, gar keine Frage! Das ist für mich die stimmigste und bedürfnisorientierteste Möglichkeit, meine Kinder auf die Welt zu bringen. Darum darf das Raketenbaby auch zu Hause zur Welt kommen. (Ich hoffe, das klappt auch so.)

Alle Fragen der Reihe.

Hier übrigens ein positiver Bericht einer Krankenhausgeburt, hier in eher negativer (wobei letzterer mich ziemlich berührt, denn der Verlauf der Geburt war ja ähnlich meiner oben beschriebenen, nur eben im Krankenhaus - und die Frau hat ihr sechstes Kind bekommen, nicht etwa das erste). Und hier noch mal ein paar allgemeine Fakten über Hausgeburten (objektiver als meine sehr subjektive Zusammenstellung hier).

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Samstag, Januar 17, 2015

ET-11: Alles öko, oder was? Die Sache mit der Hausgeburt (Fragen 6 & 7)

6. Frage: Auf meine Hausgeburt habe ich mich wie folgt vorbereitet

Speziell auf die Hausgeburt habe ich mich beim ersten Kind ja gar nicht vorbereitet, da es ja eigentlich eine Praxisgeburt (aka Geburtshausgeburt) werden sollte.

Auf die Geburt allgemein habe ich mich beim ersten Kind schon vorbereitet, indem ich zum einen ein bißchen gelesen habe (eher Newsletter, das war wenig zielführend, verschiedene Blogs, ein fachliches Buch sowie diesesdieses und dieses eher zur Unterhaltung) und natürlich einen Geburtsvorbereitungskurs gemacht habe (ca. 7 Wochen vor dem errechneten Termin). Das war sehr schön zur Einstimmung und es war nicht so ein schlimmer Hechelkurs wie befürchtet. Es war ein Wochenendkurs mit Mann und für Erstgebärende. Ich glaube, für den werten Gatten war das dann auch sowas wie der Wecker, daß es langsam tatsächlich ernst wird.

Außerdem habe ich "die Tasche" gepackt. Mysterienumwobenes Ding, aber letztlich ist das drin, was man so braucht, ein bißchen Wäsche zum Wechseln, warme Socken (!), Klamöttchen und eine Windel fürs Baby, Waschzeug, was zum Essen und Unterhaltung, falls es länger dauert etc. Kliniktasche eben.

Als es dann soweit war und Minimeins geboren werden wollte, bin ich dann letztlich doch zu Hause geblieben und nicht in die Hebammenpraxis gefahren (genaueres dazu in Frage 8). Die Dinge, die ich nicht besorgt hatte und die auch nicht im Haus waren, aber benötigt wurden, hatte die Hebamme dabei (Krankenunterlagen fallen mir da grad ein). Grundsätzlich ist das aber nix außergewöhnliches, v.a. Handtücher, Küchentücher und ein Müllbeutel, eine Schüssel, ein bißchen heißes Wasser bzw. Kaffee, das treibt man in einem normalen Haushalt schon meistens auf. (Und man kommt auch ohne Malerfolie aus!) Und Pelzys hatte ich auch besorgt (sehen schrecklich aus, sind aber in den ersten Tagen nach der Geburt (Blutung/Wochenfluss) super und besser als jede ultrastarke Damenbinde), ebenso Stilltee und Stilleinlagen.

Für die zweite Geburt plane ich ja von vornherein eine Hausgeburt. Deswegen hat mich die Hebamme gebeten, einige Sachen von Ihrer Hausgeburtsliste zu besorgen. Auf Malerfolie und Heizstrahler habe ich verzichtet, es wird auch ohne gehen. (Einen Heizstrahler hatten wir bei Minimeins auch nicht, aber der ist ja auch ein Maikind, da war es eh warm. Unsere Heizung funktioniert aber auch ganz gut.) Statt der Krankenunterlagen habe ich Einmalwickelunterlagen genommen, die haben in etwa die gleiche Größe und waren noch vorrätig. Ich mußte eigentlich nichts neu kaufen, außer ein paar Stilleinlagen und Pelzys, weil die alten aufgebraucht waren. Die Kliniktasche für den Notfall ist auch (zumindest rudimentär) gepackt. Ich hoffe, wir brauchen sie nicht. Ich habe vorsichtshalber für den werten Gatten noch einen Zettel reingelegt, was er dann noch reinpacken muß (z.B. Zahnbürste und verschiedene Unterlagen wie Mutterpaß etc.).

Des Weiteren habe ich wieder viel gelesen, allerdings so gut wie keine Newsletter. Stattdessen verschiedene (Haus-)Geburtsberichte in Blogs und ein paar Bücher (wieder dieses; von diesem berichtete ich bereits, da ich hieraus die Fragen entnommen habe; dieses hier ist auch ganz gut, obwohl ich in diversen Punkten anderer Meinung bin, z.B. ist Homöopathie nicht mein Ding, die Autorin schwört drauf).

Und zu guter Letzt habe ich auch dieses Mal wieder einen Geburtsvorbereitungskurs gemacht. Allerdings ohne Mann (der wollte nicht zwingend noch mal und es wäre auch zeitlich sehr schwierig geworden und wir hätten Minimeins ja mind. für ein Wochenende irgendwie unterbringen müssen), der hat dann allerdings ein paar Broschüren von mir samt Lesebefehl bekommen (er arbeitet noch dran... kein Kommentar.) Und der Kurs war gezielt für Mehrgebärende (komisches Wort, gemeint sind Frauen, die bereits mind. ein Kind bekommen haben). Alle Teilnehmerinnen waren sich einig, daß der Kurs in erster Linie dazu dienen soll, sich endlich auch mal Zeit für das zweite Kind zu nehmen, weil das im Alltag ja doch ziemlich untergeht. Dem kann ich zustimmen.

Lustiger Moment in der Vorstellungsrunde: eine Teilnehmerin berichtet von der ersten Geburt.

Teilnehmerin: "Ich wollte dann ja auch keine PDA mehr haben, aber mein Mann sagte, beim nächsten Mal nehmen wir aber eine."
Hebamme ganz trocken: "Na, dann soll er sich eine geben lassen, wenn's ihm hilft."

Muahaha!


7. Frage: So habe ich meine Hausgeburtshebamme gefunden

Das habe ich größtenteils schon hier beantwortet. Ich habe in der ersten Schwangerschaft gegoogelt und bin auf die Hebammenpraxis gestoßen, zu der auch "meine" Hebamme gehört.

In der zweiten Schwangerschaft stand für mich von Anfang an fest, daß ich gerne wieder eine Geburt zu Hause erleben möchte und habe daher gleich zu Beginn wieder bei meiner Hebamme angerufen. Die praktiziert auch noch und hat sich ebenfalls gefreut, daß ich mich melde. (Dieses Mal habe ich auch einige Vorsorgetermine mehr mit ihr gemacht statt beim Arzt.)

So habe ich also bei beiden Kindern dieselbe Hebamme, das finde ich sehr schön.


Alle Fragen der Reihe.

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Freitag, Januar 16, 2015

ET-12: Von Igeln, Nestern und Nasen

Inzwischen bin ich in der Einigel-Phase angekommen. Ich mag nicht mehr so recht das Haus verlassen (allein Schuhe anziehen ist ja schon eine eigene Sporteinheit - seit wann sind meine Füße eigentlich so weit weg?) und wenn, dann bitte nicht so weit weg und nicht so viele Leute um mich rum. Öffentliche Verkehrsmittel oder Innenstadt fallen also aus (eh nicht so mein Fall, grad aber noch weniger als sonst - gestern mußte ich aber mit dem ÖPNV in die Stadt und war dann sehr froh, daß ich das überlebt habe). Das Kind vom rund 2 km entfernten Kindergarten abholen geht aber grad noch so.

Mein Mantel geht grad noch so zu (wenn ich den Schal an die Seite wurschtele und die losen Enden nicht über den Bauch hängen lasse), aber nur im Stehen. Setze ich mich damit hin, z.B. im Auto, ist der unterste Knopf schon sehr gefährdet...

Der Nestbautrieb ist diesmal nur so mittelmäßig ausgeprägt. Ich mags zwar gern sauber und aufgeräumt haben, muß das aber nicht zwingend selber machen. In dieser Hinsicht habe ich noch ein paar Baustellen auf meiner To-do-Liste, aber die sind nicht so wesentlich, daß sie nicht auch unerledigt bleiben könnten, ohne mein Seelenheil zu beeinträchtigen. ;-)

Das wesentlichste in Sachen Nestbau ist eh erledigt: ich habe die Babyklamöttchen in den Wickeltisch geräumt, das Babybay wieder ans Bett gebaut und auch die dazugehörige Matratze und das Nestchen schon installiert (und vielleicht bekommen wir ja auch eine Bettmaus geschenkt). Außerdem habe ich die Sachen für die Hausgeburt zusammengesucht (primär Handtücher und sowas) und (allerdings eher rudimentär) die Sachen für eine eventuelle Verlegung ins Krankenhaus vorbereitet (wobei dann im Fall der Fälle der Mann noch verschiedenes dazupacken müßte). Und wir haben den MaxiCosi aus dem Keller geholt und den Kinderwagenaufsatz ausgetauscht. 

Der MaxiCosi wird allerdings momentan noch fleißig von Minimeins bespielt. Seine Puppe, die er zu Weihnachten bekam, muß nun darin schlafen. Sie wird auch immer fleißig zugedeckt und bekommt ein Gute-Nacht-Küßchen. Morgens wird dann festgestellt: "Michel släft noch." Wenn Minimeins dann nachmittags aus dem Kindergarten kommt, stellt er entrüstet fest: "Michel släft immer noch!" Ich muß dann immer erklären, daß Michel natürlich nicht "immer noch", sondern "schon wieder" schläft (Mittagsschlaf). Schließlich muß ich mich ja vormittags um ihn kümmern... Sehr niedlich jedenfalls. Mal sehen, ob das Raketenbaby dann auch mal in den MaxiCosi darf...

Meine Erkältung bin ich zum Glück auch mehr oder weniger los. Ich habe mich ja an Weihnachten großzügig bei Minimeins angesteckt und war zwischen den Jahren sogar beim Arzt. Ich war (und bin es noch) nämlich der Ansicht, daß ich meine Energien momentan für andere Dinge brauche als für so eine dämliche Erkältung. Der Arzt (schon wieder eine Vertretung, ich scheine immer in der Urlaubszeit krank zu werden) hat allerdings gemeint, daß das auch mit Inhalieren wieder wegginge (nun, da hatte er Recht, aber es dauerte dann doch rund 14 Tage...). Außerdem sollte ich mich viel ausruhen und dabei viel trinken. An dieser Stelle habe ich laut gelacht. Ja, was denn nun, guter Mann? Entweder ich ruhe mich aus und liege dafür auf dem Sofa oder ich trinke viel und renne alle 10 Minuten ins Bad (neunter Monat, remember?). Das ist dann aber nicht mehr Ausruhen.  Sofa ins Bad stellen ist auch keine Option, zum einen aus Platzgründen, zum zweiten leidet der Gemütlichkeitsfaktor doch ein wenig... (Ich habe mich dann auf Ausruhen und normal trinken geeinigt, das sorgt schon für genug Rennerei.)

Die Nasennebenhöhlen sind seit ein paar Tagen tatsächlich wieder frei (endlich! Das ist soooo anstrengend, wenn der ganze Kopf zu ist und man nicht nur wie in Watte hört, sondern auch in Watte denkt), der Husten ist auch weniger geworden und meine Nase ist nur noch ein bißchen verstopft (nachts halt, tagsüber gehts). Der Hals kratzt nur noch ein bißchen, also alles im erträglichen Rahmen. Hat aber alles in allem doch leider seine Zeit (knapp 3 Wochen) gedauert. Aber ich muß immerhin nun nicht mehr befürchten, daß ich das Kind ausniese (oder -huste). Wenigstens etwas.

Nun denn. Warten wir mal ab, was die nächsten Tage so bringen. Heute vormittag ist der nächste Vorsorgetermin mit der Hebamme. Die kommt übrigens immer zu mir, das finde ich ausgesprochen komfortabel und es kommt der Einigelei entgegen (womit sich der Kreis hier wieder schließt).

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Donnerstag, Januar 15, 2015

ET-13: Alles öko, oder was? Die Sache mit der Hausgeburt (Frage 5)

5. Frage: So hat mein Arzt / meine Ärztin auf meinen Wunsch, zu Hause zu gebären, reagiert

Das waren insgesamt eher sehr unerfreuliche Momente.

Erste Schwangerschaft

- Frauenarzt: Der gute Mann hat gefragt, wo ich denn entbinden möchte. Ich habe wahrheitsgemäß (wenn ich das nicht mal dem Frauenarzt sagen kann, wem dann?) geantwortet, daß ich gern ins Geburtshaus gehen würd. Darauf sagte er: "Naja, das kann man beim zweiten Kind machen, beim ersten eher nicht." Begründet hat er das allerdings nicht und so saß ich da mit dieser Aussage. Häh?

Ich verstehe diese Argumentation (die ich übrigens öfter gehört habe) allerdings bis heute nicht. Warum nicht beim ersten Kind? Vielleicht bekomme ich ja gar kein zweites... Wenn ich nach Rom will, fahre ich ja auch nicht erst mal nach Südtirol, um zu gucken, wie es in Italien so allgemein ist, oder?

- Frauenarzt im Krankenhaus (bei der Anmeldung für den Notfall): Der war grundsätzlich relativ neutral, was eine geplante außerklinische Geburt angeht. Ablehnung hat er nicht offen artikuliert, aber auch keine großartieg Zustimmung. Allerdings hat er mehrfach dringlichst darauf hingewiesen, daß es ja "ein sehr kräftiges Kind" (d.h. groß und schwer) werden würde und es daher dringend zu empfehlen sei, spätestens bei Erreichen des Geburtstermines über eine Geburtseinleitung nachzudenken (gut, daß es soweit gar nicht erst kam, Minimeins ist 4 Tage vor dem errechneten Termin geboren worden), damit das Kind nicht stecken bleibt. Einleitung geht aber nur im Krankenhaus.


Zweite Schwangerschaft

- Frauenärztin 1: "Wo wollen Sie sich denn entbinden lassen?" - "Wenn nichts dagegen spricht, dann wieder zu Hause, wie beim ersten Kind auch." - Daß wir davon nichts halten, wissen Sie ja sicherlich." (Hatte ich schon mal drüber geschrieben.) Keine Begründung, kein Gesprächsangebot, keine Nachfrage, warum ich das so möchte. Stattdessen offene Missbilligung. Sehr sinnvoll... nicht.

- Frauenarzt 2 (der gleiche, wie beim ersten Kind, ich bin dann nach dem unerquicklichen Vorsorgetermin bei Frauenärztin 1 wieder dorthin zurückgewechselt, obwohl ich dafür durch die ganze Stadt gondeln muß): er hat diesmal nicht gefragt. Allerdings ergab sich auch wenig Gelegenheit dazu, zum einen sind es immer ziemliches Pit-Stop-Termine bei ihm (rein-rauf-runter-raus), zum anderen war ich nur 2x dort (Zuckertest und dritter Ultraschalltermin). Aber da es ja schon das zweite Kind ist, und man das ja außerklinisch bekommen "darf" (siehe oben), kann er wohl nicht mehr dagegen sein. Gnihihi...

- Vertretungsarzt meiner Hausärztin: Eigentlich war ich im Sommer bloß erkältet mit so fiesen Halsschmerzen, daß ich tatsächlich zum Arzt gegangen bin, um mir etwas dagegen verschreiben zu lassen. Nur Tee trinken hat einfach nciht geholfen. Leider war meine Hausärztin zu dem Zeitpunkt im Urlaub und ich mußte zum Vertretungsarzt. Der war an sich schon sehr seltsam, fand ich. Ich habe dann natürlich drauf hinweisen müssen, daß ich schwanger bin (muß so um den dritten oder vierten Monat rum gewesen sein, ich weiß es gar nicht mehr genau), da man dann ja nicht jedes Medikament nehmen darf (aber es gibt welche, "nix" weil schwanger stimmt nämlich auch nicht). Der Arzt erkundigte sich dann ebenfalls, wo ich denn entbinden (schon wieder dieses Wort!) will. Ich habe wahrheitsgemäß (obwohl ich es inzwischen besser wissen müsste und ihn das eigentlich nicht mal was angeht) geantwortet, daß die Geburt wie beim ersten Kind wieder zu Hause stattfinden solle. Daraufhin erntete ich eine bis zum Haaransatz (aka Nacken) hochgezogene Augenbraue und den Kommentar: "Naja, das müssen Sie ja selber wissen." Ich habe nicht nachgefragt, warum soll ich mit diesem Arzt, den ich vermutlich so schnell nicht wiedersehe, darüber diskutieren? Außerdem: ja, das weiß ich selber und ich habe mich aus guten Gründen dafür entschieden.

- Ärztin im Krankenhaus (bei der Anmeldung für den Notfall): verhältnismäßig positiv, allerdings mit der Begründung, daß es ja beim ersten Kind schon gut geklappt habe zu Hause. Sie wies noch mal auf verschiedene Eventualitäten hin, hat mir aber zum Schluß alles Gute gewünscht und war auch der Meinung, daß ich eher nicht im Kreißsaal auftauchen werde (ich hoffe, sie behält Recht).


Schade, daß die Ärzte beinahe durchweg (außer die letzte Ärztin im Krankenhaus) eine negative Einstellung dazu hatten - und diese immer ohne Begründung einfach so in den Raum gestellt haben. Begründet oder nachgefragt wurde da nichts. Dabei ist eine außerklinische Geburt - für diejenigen, für die sie überhaupt in Frage kommt, nicht riskanter als eine klinische (Zusammenfassung auf Blatt 16 des pdfs bzw. Seite 14 des Dokuments).

Hier sind übrigens die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Geburten allgemein. Wer sich noch an die Geburten seiner Kinder erinnern kann, kann das ja mal miteinander vergleichen...

Alle Fragen der Reihe.

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Mittwoch, Januar 14, 2015

ET-14: Alles öko, oder was? Die Sache mit der Hausgeburt (Frage 4)

4. Frage: So hat mein Umfeld / mein Partner auf mein Vorhaben reagiert

Den werten Gatten habe ich in der ersten Schwangerschaft - nach anfänglicher Skepsis - überzeugen können, zumindest nicht unbedingt ins Krankenhaus zu gehen für die Geburt. Ich war eigentlich sogar überrascht, wie offen er grundsätzlich dafür war. Wir haben uns auf Geburtshaus (also eigentlich Praxisgeburt, d.h. Geburt in der Hebammenpraxis) einigen können. Eine Hausgeburt konnten wir uns zu dem Zeitpunkt beide (noch) nicht vorstellen. Die Hebamme meinte allerdings, daß viele, die eine Praxisgeburt planen, dann doch im letzten Moment umschwenken und zu Hause bleiben. Das wäre aber kein Problem, sie sei immer für den Fall der Fälle vorbereitet. (Ich habe das eigentlich in dem Moment - bewußt - nicht als Möglichkeit in Betracht gezogen. So im Nachhinein scheine ich es aber - unbewußt - durchaus im Hinterkopf behalten zu haben.)

Wie schon beschrieben, haben wir uns für den Notfall (oder plötzlichen Sinneswandel) aber trotzdem 2 Krankenhäuser angesehen.

Der Mann hatte sehr viele Fragen an die Hebamme, "was wäre, wenn..." Offenbar konnte ihm aber in allen Punkten befriedigend geantwortet werden. Ich selbst habe mir übrigens über ganz andere Dinge Gedanken gemacht und viel weniger Sorgen um die Geburt als solches.

Auf Fragen des Umfeldes habe ich immer geantwortet, daß ich mir 2 Krankenhäuser angesehen habe. Das stimmt ja auch, angucken waren wir ja tatsächlich und angemeldet hatte ich mich auch in einer Klinik. Dort allerdings mit der Ansage, daß ich außerklinisch gebären möchte. Ansonsten habe ich mich da eher zurückhaltend geäußert. Andeutungen in die Richtung "vielleicht ja auch nicht im Krankenhaus" wurden grundsätzlich mit Aussagen à la "bist Du wahnsinnig?" kommentiert, also habe ich es gelassen.

Der Mann und ich waren uns einig, daß wir den Plan mit der außerklinischen Geburt besser erst mal für uns behalten, um unnötigen Diskussionen aus dem Weg zu gehen, denn die Testballons hatten ja nur ablehnende Reaktionen ergeben und letztlich ist es ja unsere Entscheidung, wo das Kind zur Welt kommen darf. Außerdem weiß man ja auch im Voraus gar nicht, wie es dann tatsächlich sein wird. 

Als Minimeins dann geboren wurde, waren die meisten ersten Reaktionen eher großes Erstaunen. Es wurde nicht mehr diskutiert, ob eine Hausgeburt gefährlich sei (ist sie nicht), sondern daß das überhaupt zu Hause geht (tut es offensichtlich *g*).

Am schönsten fand ich den Anruf bei der einen (frischgebackenen) Oma:
"Bist Du denn schon wieder zu Hause???"
"Ich war nie weg."
"... - häh?"

Im Nachhinein - als Minimeins schon etwas älter war - mußte ich mich des öfteren rechtfertigen, warum das Kind denn zu Hause geboren wurde und ob das nicht unverantwortlich sei (nein, ist es nicht). Immer wieder hört man allerdings: "Das wäre mir zu gefährlich." Nun ja, wie gesagt, es muß jeder selber wissen, aber eine Hausgeburt ist nicht gefährlicher oder unverantwortlicher als eine Krankenhausgeburt (ich glaube eher sogar, daß das Gegenteil der Fall ist). Es gibt natürlich Ausschlußgründe (z.B. Diabetes, Kind in Beckenendlage oder Frühgeburtsbestrebungen, das muß man dann halt im Einzelfall abklären mit der Hausgeburtshebamme), aber sehr viele Geburten wären zu Hause möglich.

Und jetzt in der zweiten Schwangerschaft ist es keine Frage mehr. Der Mann und ich waren uns von Anfang an einig, daß das Raketenbaby zu Hause auf die Welt kommen darf. Also diesmal von vornherein geplant zu Hause (sozusagen mit Ansage), nicht erst mit der Planung für eine Geburt im Geburtshaus. Natürlich habe ich mir auch diesmal Gedanken darüber gemacht und einen Notfallplan vorbereitet, war erleichtert, als das Kind sich endlich gedreht hat und endlich, endlich der magische Frühgeburtstermin (seit dem 7. Januar) verstrichen war. Aber es stand eigentlich nie wirklich zur Debatte.

Das Umfeld - soweit es (noch) weiß, daß Minimeins auch zu Hause geboren wurde - geht plötzlich auch ganz selbstverständlich davon aus, daß wir auch dieses Mal zu Hause bleiben werden. Das finde ich jetzt durchaus positiv. Ich weiß zwar nicht genau, warum es da plötzlich viel weniger Diskussionen drum gibt, aber freue mich einfach drüber.

Alle Fragen der Reihe.

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Dienstag, Januar 13, 2015

ET-15: Alles öko, oder was? Die Sache mit der Hausgeburt (Frage 3)

3. Frage: Deshalb wollte ich zu Hause gebären

Schön, daß hier nach "gebären" gefragt wird und nicht nach "entbinden". Ich finde den Ausdruck "Entbindung/entbinden" ein bißchen doof. Das hat irgendwie was passives ("sich entbinden lassen" noch viel mehr). Ich denke da an platsch!-auf-dem-Rücken-liegen und das Kind gegen die Schwerkraft pressen und auf der anderen Seite zieht womöglich noch jemand und von oben wirft sich noch einer auf den Fundus (kristellern nennt man das, was ich unglaublich übergriffig finde). Ja, möglicherweise übertrieben, aber das ist das Bild, was der Ausdruck in mir hervorruft.

Zu Hause kann ich gebären. Das klingt für mich aktiver, da kann ich selbst mehr zu beitragen. Denn wer muß denn letzten Endes das Kind zur Welt bringen? Ja wohl niemand anderes als ich selbst. Na also.

Um die obige Frage zu beantworten, muß ich eigentlich erklären, wie ich in der ersten Schwangerschaft überhaupt auf die Idee kam, nicht ins Krankenhaus zu gehen, um das Kind zur Welt zu bringen. Denn eigentlich war das zu dem Zeitpunkt gar keine Frage. Schließlich gehen alle ins Krankenhaus, um ihr Kind zu kriegen, oder? Daß es auch außerklinisch geht, war mir nicht so wirklich bewußt. Also ich wußte schon, daß das geht, aber es schien keine für mich in Frage kommende Sache zu sein. (Harhar!)

Eigentlich war ich auf der Suche nach einer Hebamme, die mich nach der Geburt im Wochenbett betreut (Nachsorge heißt das). Ich hatte also schon im dritten Monat der Schwangerschaft ein bißchen rumgegoogelt und versucht, eine Nachsorgehebamme zu finden. Dabei bin ich auch auf die Webseite einer Hebammenpraxis gestoßen. Die boten auch Infoabende an. Zwar zum Thema Hausgeburt und Praxisgeburt (also Geburt in der Hebammenpraxis, wie eine Geburtshausgeburt), aber ich habe gedacht, daß das zum Kennenlernen ja auch erst mal egal ist. Also bin ich einfach zum nächsten Infoabend mal hingestiefelt. Und irgendwie war das nett da. Es war ein kleiner Rahmen, gemütliche Räume, nette Hebammen und was die so erzählt haben, klang auch alles recht harmonisch. Sehr übersichtlich alles. So bin ich überhaupt erst mal auf die Idee gekommen, mein Kind auch außerhalb des Krankenhauses bekommen zu können. Zu dem Zeitpunkt war das aber eher eine Möglichkeit als daß ich schon eine Entscheidung getroffen hätte.

Ich habe dann tatsächlich mit einer Hebamme aus dieser Hebammenpraxis vereinbart, daß sie mich nach der Geburt betreut (und wir uns vorher auch schon ein paar Mal zum Kennenlernen treffen, d.h. sie einen Teil der Vorsorge macht). Diese Hebamme bietet zufällig auch außerklinische Geburtshilfe an (das machen nicht alle der dortigen Hebammen, ist auch eine Frage der Haftpflichtversicherung).

Der werte Gatte und ich haben uns dann noch 2 Krankenhäuser angesehen, die hier in der Nähe sind. Aber irgendwie war mir das zu groß da und zu Krankenhaus, zu viel Linoleum und zu viele Geräte, Kabel und OP. Zu unübersichtlich für mich. (Die erste Klinik hat auch ein Perinatalzentrum und eine Kaiserschnittrate von rd. 40%, die zweite ist kleiner, hat eine geringere Kaiserschnittrate und mir insgesamt besser gefallen, obwohl älter und unmoderner.) Irgendwie war es ein wenig zu unpersönlich und ich hatte das Gefühl, da irgendwie in ein großes, laufendes System reinzugeraten und zu stören. Etwas eigenartig, zugegeben, aber in dem ersten Krankenhaus habe ich mich nicht wirklich wohlgefühlt. Und ich will doch bloß mein Kind bekommen. Ich habe mich dann eher nach ambulanter Geburt erkundigt (also Kind kriegen und sofort wieder nach Hause). Die Wöchnerinnenstation war zwar etwas gemütlicher, aber es war immer noch Krankenhaus.

In der zweiten Klinik, die wir uns angeguckt haben, war es zwar etwas weniger befremdlich als in der ersten, aber so richtig zum Wohlfühlen wars da auch nicht (für mich). Allerdings wurde einem dort eher das Gefühl vermittelt, daß man bei der Geburt Mitspracherecht hat. Das war bzw. ist dann auch die Klinik, in der ich mich für den Notfall angemeldet habe. (Übrigens sind beides Unikliniken und gehören zur selben Uni...)

Vielleicht ist das so ein subjektives Ding und ich hätte dieses Störgefühl in einem kleineren Krankenhaus nicht so sehr gehabt. Hätte, hätte, Fahrradkette. Man weiß es nicht und ich mußte es glücklicherweise auch nicht herausfinden.

In dem erwähnten Buch, aus dem ich die Fragen entnommen habe, erfolgt an dieser Stelle öfter mal ein ziemliches Krankenhaus-Bashing. Ich glaube nicht, daß es überall so schrecklich ist, bestimmt gibt es auch schöne Kreißsäle mit netten Hebammen und Ärzten, einem guten Betreuungsschlüssel und viel Privatsphäre und Selbstbestimmtheit. Oder Frauen, denen das alles total egal ist. Ich habe ja auch geschrieben, daß ich mir inzwischen immerhin vorstellen könnte, wenn schon in ein Krankenhaus, dann dorthin zu gehen, wenn es denn unumgänglich werden sollte.

Allerdings hat ein Krankenhaus eben auch die folgenden Seiten (muß nicht, kann aber sein. Und es gibt sicher auch Leute, die das alles überhaupt nicht stört/stören würde):
- Schichtwechsel während der Geburt, wenn man sich zeitlich nicht an den Dienstplan hält
- man kennt die Hebammen vorher nicht, vielleicht liegt einem die diensthabende überhaupt nicht (oder der Arzt)
- die diensthabenden kennen einen umgekehrt auch nicht und wissen nicht, wie man tickt oder was vielleicht jetzt gut zum eigenen Typ passen könnte (haben aber andererseits natürlich auch viel Erfahrung und können mit verschiedenen Leuten umgehen - weiß man aber alles vorher nicht)
- man kommt dorthin ("wie zu Besuch") und muß sich den dortigen Gegebenheiten und Abläufen anpassen statt umgekehrt
- viele Dinge werden "vorsorglich" einfach mal gemacht, ob man sie später braucht oder nicht und unabhängig davon, ob man das möchte oder nicht (provisorisch eine Braunüle in die Hand zum Beispiel oder Dauer-CTG)
- es kann sein, daß die diensthabenden Hebammen mehrere Geburten gleichzeitig betreuen und gerade dann nicht da sind, wenn man dringend eine braucht
- es ist möglich, daß man zu Dingen gedrängt wird, die nicht sein müssten (es dauert schon so lange, das muß jetzt aber schneller gehen, wollen Sie nicht lieber eine PDA / einen Wehentropf, wir müssen jetzt ein CTG schreiben, legen Sie sich mal auf den Rücken, dann können wir das besser untersuchen...) und es ist inzwischen erwiesen, daß Interventionen weitere Interventionen auslösen und die Rückenlage eine für die gebärende Frau eher ungünstige Position ist
- man kann nicht beeinflussen, wer alles gerade in den Kreißsaal reinkommt, während man eines der intensivsten und beeindruckendsten Erlebnisse seines Lebens hat/haben sollte (ich finde jedenfalls die Vorstellung, daß einem eine halbe Fußballmannschaft zwischen die voll ausgeleuchteten Beine guckt, nicht so reizvoll)
- die Geburt läuft wesentlich fremdbestimmter ab, man ist ausgelieferter
- die paar Tage, die man meistens noch im Krankenhaus bleibt (ca. 3), sind eher nicht erholsam, weil man eben nicht in vertrauter Umgebung ist und sich zumeist doch noch das Zimmer mit jemand anders teilen muß (aber das ist vermutlich auch was, was wieder hauptsächlich mir persönlich wichtig ist, andere stört das vielleicht nicht so sehr oder überhaupt nicht)
- Betriebsamkeit / Krankenhausalltag
- das Kind wird einem nach der Geburt möglicherweise nicht sofort gegeben
- Krankenhauskeime statt der eigenen Bazillenumgebung

Das alles ist theoretischer Natur, ich kenne diese Punkte nur aus Beschreibungen, weil ich es bekanntlich selbst nicht mitgemacht habe. Dem einen liegt die medizinische Sicherheit, die ein Krankenhaus vermitteln kann, und der/die kommt möglicherweise auch mit dem oben beschriebenen klar. Aber es muß ja auch nicht so sein bzw. könnte sich auch oft ein bißchen mehr an den Bedürfnissen der Frauen und weniger an denen des Krankenhauses orientieren (ja, das sagt jemand, die BWL studiert hat und durchaus Kenntnisse von Kostenrechnung hat). Vielleicht sind meine Ängste da unbegründet, aber sie sind da und ich konnte sie nicht in Einzelteile zerlegen und so loswerden, weil zu viele Fremdfaktoren, die ich selbst nicht beeinflussen kann, dabei sind.

Die außerklinische Geburt erschien mir daher als durchaus sinnvollere Variante für mich. Weniger Beeinflussung von außen, weniger ich muß mich anpassen, sondern man paßt sich an meine Geburt und meine Bedürfnisse an. Es darf dauern, so lange es eben dauert. Ich gebäre, also entscheide ich auch, was ich während der Geburt möchte (denn mal ehrlich - wie viele Kinder bekomme ich denn im Leben? Bei der geringen Anzahl kann ich dann doch auch versuchen, die Rahmenbedingungen soweit möglich nach meinen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten.). Wenn Geburt grundsätzlich so gefährlich wäre, daß sie lückenlos medizinisch überwacht werden muß, dann wäre die Menschheit insgesamt vermutlich nicht ganz so weit gekommen...

Damit will ich nicht sagen, daß eine Geburt im Krankenhaus grundsätzlich abzulehnen ist, aber die Frage ist doch eher, warum ein sehr natürlicher und normaler Vorgang unbedingt dorthin gehören muß. Wenn es Komplikationen gibt, die Geburtsmedizin erforderlich macht: ja, selbstverständlich. Wenn aber nur Geburtshilfe vonnöten ist, dann brauche ich kein Krankenhaus. Ich gehe ja auch nicht mit einem blauen Fleck zum Arzt, sondern erst, wenn es was ernsteres ist.

Ich wollte also zu Hause (also ursprünglich im Geburtshaus, aber auf alle Fälle außerklinisch) gebären, weil es mir eine persönlichere, gemütlichere, vertrautere Umgebung versprach (eben einen kleineren Rahmen) als das große unpersönliche Krankenhaus. Ich bin eher der Typ für den übersichtlichen Rahmen. Es würden folglich nur Leute da sein, die ich kenne. Ich kann danach gleich in mein eigenes Bett (das wird immer unterschätzt). Diese Variante schien mir weniger fremd, wenn ich mich schon insgesamt einer mir völlig neuen Situation (= ein Kind zur Welt bringen) stellen muß.

Alle Fragen der Reihe.

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